Sonntag, 29. Januar 2017

Comicverfilmungen - Fluch und Segen für die Comicbuchszene zugleich


Bevor ich anfange, will ich mich mal kurz selber feiern: Yay, mein Blog ist jetzt über ein Jahr alt^^

Und dann komm ich direkt mal zu dem, was ich bei meinem Blog am liebsten mache, meckern.

Und zwar heute über Comicverfilmungen und deren Auswirkungen auf die Welt der Comics selber.

Vorneweg, ich bin ein großer Fan von Comicverfilmungen und noch bevor ich meine ersten Comics gelesen habe, habe ich Superheldenfilme- und Serien geschaut.

Damals in den 80ern waren das die Superman Filme mit Christopher Reeve und natürlich die Batman Serie mit Adam West und dann 89 die Tim Burton Verfilmung mit Michael Keaton und Jack Nicholson als Batman und Joker.

Marvel Filme gab's damals auch schon, aber die kamen von der Qualität nicht an die DC Filme heran. Hier blieb bei mir nur eine Realverfilmung von Spider-Man aus den 70ern hängen. Auch die Hulk Serie ging an mir komplett vorbei.

Da ich 89 erst eingeschult wurde und somit dann auch erst lesen gelernt habe, habe ich zu diesem Zeitpunkt wie gesagt noch keine Comics gelesen. Dennoch ist es wichtig, an dieser Stelle kurz die Entwicklung der Superhelden Comics in den 80ern zu thematisieren.

Prinzipiell werden Comics in vier "Zeitalter" eingeteilt:
* Das Golden Age von 1938 - 1956 - Der Beginn der Superhelden Comics. Z.T. noch mit sehr ernsten und erwachsenen Themen
* Das Silver Age von 1956 - 1973 - Aufgrund von kontroversen in der Gesellschaft, dass Comics die Jugend verrohen könnten, wurden diese in der Folge sehr kinderfreundlich und albern
Silver Age Batman
* Das Bronze Age von 1973 - 1986 - Hier gehe ich gleich darauf ein
* Das Modern Age von 1986 - jetzt - selbes wie oben

Wie oben schon erwähnt waren Comics speziell in der Nachkriegszeit sehr albern und kinderfreundlich. Daher war die damalige Batman Serie mit Adam West auch total ernst gemeint, so wie sie war. Der Mythos die Serie wäre eine Parodie gewesen ist daher falsch. Auf die Hintergründe warum Comics damals so waren, gehe ich genauer ein ander mal ein, wenn ich mich den Zeitaltern der Comics im Detail widme.

Gwen Stacy's Tod
Jedenfalls brachte Marvel dann 1973 die Amazing Spider-Man Ausgabe #122 heraus, die den Titel trug "The Night Gwen Stacy Died". In dieser Ausgabe wurde Gwen Stacy, Peter Parker's langjährige Freundin, vom Grünen Kobold getötet. Ein permanenter Tod eines nicht Schurken, was nicht Teil der Origin-Story eines Helden ist, gab es vorher so noch nicht in der Comicwelt.
Mit diesem Ereignis war das Silver Age zu Ende und wieder ernsthaftere und düstere Themen fanden Einzug in die Comicwelt.



Trotzdem waren Comics weiterhin sehr schwarz/weiß. Die Helden waren immer gut, die Schurken immer böse.
Das änderte sich erst im Jahr 1986, als Frank Miller's "The Dark Knight Returns" und Alan Moore's "Watchmen" erschienen.
Plötzlich hatten wir düstere Helden, die Methoden ergriffen, die man sonst nur von Schurken kannte. Und es gab Schurken, deren Taten z.T. vollkommen nachvollziehbar waren.

Damit komm ich wieder zurück zum eigentlichen Thema, den Verfilmungen.

Die neue Ausrichtung der Comicbuchwelt hatte natürlich auch Einfluss auf die Verfilmungen und die ersten, die die neue ernste Superheldenwelt thematisiert haben, waren die beiden Tim Burton Batman Verfilmungen.
Zu diesem Zeitpunkt haben sowohl Comics, als auch die Verfilmungen noch gegenseitig voneinander profitiert. Fans der Filme, wollten die Vorlagen lesen. Fans der Comics, hatten gute Filmumsetzungen. Die neue ernsthafte und düstere Ausrichtung der Comics kam einfach an.
Unterstützt wurde das ganze durch Trickserien zu Spider-Man, den X-Men, Iron Man und natürlich die großartige Serie zu Batman "Batman: The Animated Series", die mit Harley Quinn eine neue Figur einführte, die später auch in den Batman Comics Einzug hielt.
Dadurch waren die 90er eine Boomzeit für Comics.
Hier funktionierte das ganze aber noch ganz gut. Während die Filme und Serien sich auf die Anfänge der Helden beschränkten, konnten in den Comics die Geschichten fortgeführt werden.

Mitte der 90er war es nach dem Flop von Joel Schumacher's "Batman und Robin" erstmal vorbei mit den Superheldenfilmen. Klar gab es noch andere Comicverfilmungen wie "Men in Black", oder "Blade", aber zum einen wussten viele Leute nichtmal, dass das eigentlich Comics sind, zum anderen war gerade "Blade" soweit weg vom Comic-Image, dass es von vielen nicht als Superheldenfilm gesehen wurde.

Das große Revival der Superheldenfilme kam dann schließlich 2000 mit Bryan Singer's "X-Men", 2002 mit Sam Raimi's "Spider-Man" und 2005 mit Christopher Nolan's "Batman Begins".

Man möchte eigentlich meinen, dieser Superheldenfilm Boom, der seinen Höhepunkt dann 2012 mit Joss Whedon's "Avengers" hatte, hätte zu einem erneuten Boom auch der Comics selber geführt.
Hat er auch, aber dieses mal nicht nur in positiver Sicht. Denn plötzlich kamen viele Leute zu den Comics, die nur die Filme kannten. Und diese Neu-Leser waren irritiert, dass die Welt in den Comics so ganz anders war.

So begann 2006 bei Batman der Run von Grant Morrison, der u.a. Damian Wayne, Bruce' Sohn einführte. Oder der später, in der Storyline "Batman R.I.P." auch zum Tod von Bruce Wayne führte, woraufhin Dick Grayson, der erste Robin, zum neuen Batman wurde. Bruce kehrte zwar später zurück, jedoch blieb Dick Batman.
Das war damals alles ziemlich toll als Comicleser, da sich etwas tat. Aber wie gesagt kamen viele Neu-Leser damit nicht zurecht, was dazu führte, dass sowohl DC als auch Marvel viele Ereignisse wieder auf 0 setzten, um die Neu-Leser abzuholen und ihnen die Charaktere so zu präsentieren, wie sie diese aus den Filmen kannten.
Das war bei Spider-Man die 2007er Storyline "Spider-Man: One More Day", die
u.a. den Tod von Tante May, oder die Hochzeit von Peter und MJ rückgängig machte. Bei DC wiederrum ein kompletter Reboot 2011 mit den "New 52", der Bruce Wayne wieder zum alleinigen Batman machte, oder der Barbara Gordon, die seit Alan Moore's "The Killing Joke" eigentlich querschnittsgelähmt war und als Oracle agierte, wieder zu Batgirl machte.

Für Neu-Leser war das natürlich super. Für langjährige Leser jedoch ein Schlag ins Gesicht. Nicht nur wurde eine jahrzehntelange Charakterentwicklung genommen, gleichzeitig bedeutete es auch einen Stillstand in der Erzählung.
Der Einfluss der Filme auf die Comicwelt ging sogar soweit, dass die Comicbuchversionen der Charaktere ihren Film Pendants angepasst wurden, wie z.B. Star-Lord, oder Harley Quinn (Vergleichsbilder gibts am Ende des Artikels)

Sowohl Marvel, als auch DC scheinen aber in letzter Zeit erkannt zu haben, dass es nicht nur neue Leser sind, die man braucht, sondern auch die alten, weswegen mittlerweile wieder ein zurückrudern zu beobachten ist.
So hat sich Marvel getraut Logan zu töten und auch tot zu lassen und seinen Klon Laura Kinney als weiblichen Wolverine zu etablieren.

Und DC hat mit seinem 2016er Event "Rebirth" auch wieder die alte Geschichte, zumindest zum Teil, zurückgebracht.

Von daher hoffe ich einfach mal, dass es vielleicht zukünftig wieder wie in den 90ern wird, dass die Filme und Comics nebenher existieren können, ohne dass das eine, das andere negativ beeinflusst.

links: Harley früher, rechts: Harley nach dem Suicide Squad Film

links: Star-Lord früher, rechts: Star-Lord nach dem Guardians of the Galaxy Film