Sonntag, 10. Juni 2018

Solo - Sieht zwar nicht so aus wie Han, ist aber trotzdem gut!


Während ich ja meistens den neuesten Star Wars so früh wie möglich sehen will, wollte ich Solo zuerst gar nicht sehen. Ich hatte einfach wirklich kein Interesse daran, was auch stark damit zusammenhing, dass ich es für totalen Schwachsinn hielt, die Geschichte eines jungen Han Solo zu zeigen, obwohl wir ja alle einen jungen Han Solo kennen, da wir alle (ich gehe jetzt mal von SW-Fans aus) den ersten Krieg der Sterne gesehen haben. Hinzu kam noch, Harrison Ford = Han Solo - Punkt!
There's only one true Han Solo
Ihn mit einem anderen Schauspieler zu besetzen passte einfach nicht, zumindest nicht dann, wenn sich die beiden Filme vom Zeitpunkt so nahe stehen. Eine Geschichte über Teenager Han hätte für mich funktioniert, jedoch nicht mit einem Han, der gerade mal 10 Jahre jünger ist und wenn, hätte man einen Schauspieler nehmen müssen, der Harrison Ford deutlich ähnlicher sieht.

Wie dem auch sei, es ist ein Star Wars Film, natürlich musste ich ihn dennoch sehen und vor allem, nachdem ich die ersten Reviews von Personen las, deren Meinung ich vertraute, wurde ich dann ja doch irgendwie neugierig drauf. Es sollte allerdings doch nochmal eine Ecke dauern bis ich ihn sehen konnte, da der Kumpel, mit dem ich für gewöhnlich immer in Star Wars gehe, eine ganze Weile nicht konnte.

Soviel also zur Einleitung, kommen wir zum Review. Dieses ist natürlich voll mit Spoilern, aber ich gehe davon aus, dass die meisten den Film wohl mittlerweile gesehen haben und sonst, lasst euch spoilern, oder lest es einfach nicht.
Und kurz noch angemerkt, Film gesehen in 2D und auf englisch.

but this guy is also okay
Der von mir nicht so sehr geschätzte "The last Jedi", um es nett auszudrücken, war also nicht mal ein halbes Jahr her und schon kommt wieder ein neuer Star Wars, der mich auch nicht so wirklich interessierte. Andererseits fand ich Rogue One ja wirklich großartig und ich war schon auch neugierig, ob es sich bestätigen würde, dass bei den neuen Star Wars Filmen es die Spin-Offs sind, die für mich die guten Filme sind.
Und ich kann eins direkt vorneweg ja sagen: Ja, es hat sich vollkommen bestätigt!

"Solo - A Star Wars Story" ist nach dem wirklich schlechten TLJ wieder ein richtiger guter Star Wars Film, der fast durchweg das rüber bringt, was für mich ein Star Wars Film haben muss.
Zugegeben, der Anfang zieht sich es etwas und konnte mich jetzt nicht so begeistern, aber spätestens wenn die Handlung zum ersten mal zu Lando's Aufenthaltsort kommt, wird es richtig gut.
Der komplette Part auf Kessel ist dabei wieder sowas von klassisches Star Wars und erinnerte mich irgendwie an die Befreiung von Leia in A New Hope. Vor allem der Droide L3-37 ist dabei unglaublich witzig, wenn er eine Rebellion der Droiden anzettelt. Ich hab gelesen, dass anderorts sich über den Droidenrechte Subplot aufregt wurde. Ganz ehrlich, das ganze ist einer der Gags im Film, wer sich darüber aufregt, hat wirklich einen mächtigen Stock im Arsch.
Es ist Woody Harrelson, jeder liebt Woody Harrelson
Den berühmten Kessel-Run fand ich dann wieder etwas langatmig. Nicht, dass er schlecht gewesen wär, aber hier hätte man das ganze etwas kürzer gestalten können.
Danach gehts aber wieder gut und ohne größere Längen weiter bis zum Schluss und als die Credits kamen, saß ich wirklich zufrieden im Kino.

Natürlich hat der Film auch kleinere Schwächen, z.B. die Herkunft von Han Solo's Nachnamen. Speziell für einen EU-ler wie mich war das halt etwas dämlich, wenn man bedenkt, dass im EU die Familie Solo eine bekannte correlianische Familie ist und es hier plötzlich einer der Gags ist, wie Han Solo zu seinem Namen kam. Und es gab auch ein paar Ungereimtheiten, so hab ich es z.B. nicht verstanden, wieso Beckett's Gefährtin Val plötzlich meinte, sich in die Luft sprengen zu müssen und dass Han Solo plötzlich die ganze Beute total gutmütig den Rebellen überlässt, passte für mich auch einfach nicht zu seiner späteren Darstellung. Aber hier red ich mir einfach ein, dass er halt später etwas egoistischer wurde. Zumal das auch wirklich Nit-Picks in einem ansonsten wirklich guten Film sind.
L3-37

Was die Besetzung angeht, war der Film fast durchgehend einfach top besetzt. Ich sags auch direkt vorweg, nein Alden Ehrenreich konnte mich nicht als Han Solo überzeugen, ich habs ihm einfach nicht abgekauft. Ich hörte von Leuten, die den Film auf deutsch gesehen haben, dass man es ihm hier aufgrund der Stimme eher abkauft, da der Synchronsprecher ähnlich klingt, wie Harrison Ford's Sprecher, aber im englischen macht auch die Stimme wirklich viel aus. Vor allem wenn man bedenkt, dass im alten EU Harrison Ford's markanter chicagoer Dialekt direkt zum kompletten Dialekt von Correlia wurde.
Hier scheint sich meine Erfahrung auch mit anderen Reviews zu decken, da ich es auch in anderen englischen Reviews hörte, dass die Leute hier keinen Han Solo darin erkennen konnten, während die deutschen Reviews da deutlich gnädiger waren.
Was aber nicht heißen soll, dass ich Ehrenreich schlecht fand, ganz im Gegenteil, ich fand ihn super, ich hab nur einfach nicht Han Solo in ihm erkannt. Aber, sollten weitere Teile mit einem jüngeren Han Solo kommen, find ich es vollkommen in Ordnung, wenn man diesen dann erneut mit Ehrenreich besetzt.
War schon okay

Emilia Clarke als Qi'Ra war okay, nix besonderes, sondern nur okay. Ihre Figur war auch okay, aber ich denke der Film hätte auch gut ohne sie funktioniert.
Da fand ich die anderen weiblichen Figuren wie Thandie Newton als Val, die leider viel zu kurz dabei war, als auch Erin Kellyman als Enfys Nest deutlich interessanter und erhoffe mir vor allem von letzterer noch mehr zu erfahren. Das muss nicht unbedingt als Film sein, sondern hier würden mir schon Comics, oder Romane reichen.
Allerdings schreit der Qi'Ra Plot geradezu danach, dass man mehr davon erfährt.
Dass man Darth Maul wieder gebracht hat, war ebenfalls ganz okay für mich.
Highlight des Films
Es ist wie in TCW, oder Rebels, ich hät es nicht gebraucht, aber es stört mich auch nicht. Ist halt doch einfach ein cooler Charakter und dass er hier erneut von Ray Park gespielt wurde, ist schon cool. Wobei die Stimme, die von Sam Witwer war, der ihn auch in TCW und Rebels gesprochen hat, was ich einerseits gut fand, andererseits schade, da ich seine Stimme in The Phantom Menace deutlich bedrohlicher fand.

Woody Harrelson und Paul Bettany waren beide super, vor allem Harrelson, aber hey, wann ist er das nicht?
Aber das absolute Highlight war für mich Donald Glover als junger Lando Calrissian. Diesem habe ich von Anfang bis Ende abgekauft, dass er Lando ist, so großartig fand ich ihn. Die komplette Mimik und Gestik und wie er sich bewegt und gesprochen hat, eindeutig Lando! Ich will ein Lando Spin-Off, jetzt sofort!

Und was an Solo auch sehr schön ist, im Gegensatz zur sog. Sequel-Trilogy verneint es das EU nicht, sondern hat vor allem für Alt-Fans immer mal wieder schöne Anspielungen. Das beginnt schon bei Chewies Rettung durch Han. Diese ist zwar nicht exakt wie im EU, aber doch auch ähnlich, denn auch hier war Han ein Imperialer, der Chewie aus ebendieser Gefangenschaft befreite. Der Kampfstil Teräs Käsi wird von Qi'Ra verwendet, oder auch der Crystal Skull von Xim dem Despoten aus Han Solo and the Lost Legacy ist in Dryden Vos' Büro zu sehen - und das waren bei weitem noch nicht alle Anspielungen, aber nur mal so als kleiner Überblick.

Definitiv, ich kann festhalten, dass für mich die filmische Zukunft von Star Wars bisher in den Spin-Offs liegt. Ich hoffe sehr, dass noch weitere kommen und sich das negative Einspielergebnis von Solo nicht zu sehr darauf auswirkt.
MTFBWY