Samstag, 7. April 2018

Ready Player One... or Game Over?


Mal wieder in Filmreview, also so ein richtiges. Hab ich ja schon eine Weile nicht mehr gemacht.

Die Vorlage
Der Titel sagt's, es geht um "Ready Player One" von Steven Spielberg. Der Film beruht dabei auf dem gleichnamigen Roman von Ernest Cline, der 2010 erschienen ist.
Den Roman fand ich großartig und dieser gehört zu meinen Lieblingsbüchern. Steven Spielberg wiederum gehört zu meinen Lieblingsregisseuren und selbst seine schlechteren Filme konnten mich bisher immer unterhalten.
Ich war dementsprechend natürlich im Vorfeld etwas gehyped über die Tatsache, dass Spielberg "Ready Player One" verfilmen würde. Was könnte schon schiefgehen?

Direkte Antwort: Viel!

Mein erster Dämpfer kam, nachdem ich die ersten Trailer, sowie die Besetzung gesehen hatte. Im Buch wird immer wieder herausgestellt, dass weder Protagonist Parzival, noch sein Cyber Crush Art3emis dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.
Parzival wird schon anfangs als leicht übergewichtig beschrieben, später in der Geschichte jedoch droht er so stark zuzunehmen, dass er nicht mehr in seinen haptischen Stuhl passt. Lediglich sein Avatar sieht den gesellschaftlichen Normen entsprechend aus. Art3mis wird als kurvig und rubenesque beschrieben und auch ihr Avatar sieht dabei genau so aus, wie sie selbst, was auch immer wieder erwähnt wird, da es eine der Sachen ist, weswegen Parzival sie u.a. so toll findet.
Tja, aber sowas geht selbstverständlich nicht in Hollywood, weswegen natürlich Schauspieler, die ins gesellschaftliche Bild passen, gecastet wurden.
Aber nicht falsch verstehen, die Schauspieler machen ihren Job alle wirklich gut, vor allem Mark Rylance, der Halliday verkörpert, ist klasse.
Davon ab, zeigte mir jedoch auch der Trailer nur irgendwelche tollen Actionssequenzen, die im Buch gar nicht vorkommen.

Art3mis und Parzival, wie Hollywood sie mag
Aber egal, dachte ich mir, da ich es ja einerseits gewohnt bin, wie Hollywood castet und andererseits auch dachte, man soll einen Film nicht nach dem Trailer bewerten, zumal in diesen ja oft actionreiche Szenen gezeigt werden.
Ich hatte wirklich gehofft, dass der Film als ganzes wirklich die tolle Atmosphäre und Geschichte des Buchs einfängt, aber leider hat er hier größtenteils versagt.

Natürlich schreibe ich das ganze aus der Sicht von jemand, der das Buch kennt und toll fand.
Für jemanden, der die Vorlage nicht gelesen hat, mag der Film wieder anders wirken und ich denke, dass solche Leute durchaus Freude an der rasanten Jagd im Cyberspace haben, denn das ist der Film halt schon. Er unterhält und ist kurzweilig und ich hatte, trotz Überlänge, kein einziges mal Langeweile beim schauen und manche Ideen und Szenen im Film wissen wirklich zu überzeugen.
Aber der Film ist halt auch leider ein total banales und austauschbares Werk, welcher nicht wirklich lange im Gedächtnis haften bleibt.

Highlights des Films
sind die Plakate dazu
Schuld ist daran auch, dass man ihn zu sehr verändert hat im Vergleich zu Vorlage. Ja, die Grundstory ist die selbe: James Halliday, Programmierer der OASIS, stirbt und sein letzter Wille ist, dass der, der sein Easter Egg findet, sein komplettes vermögen, als auch die Kontrolle über die OASIS, erbt.
Dabei versuchen sowohl Spieler auf der ganzen Welt, als auch Konzerne, vor allem der zweitgrößte Multimedia-Konzern IOI, das Easter Egg zu finden.

Doch während Ernest Cline in seinem Buch eine Welt beschreibt, in der die Menschen viele Ressourcen, vor allem das Öl, des Planeten ausgebeutet haben und in Armut und Trostlosigkeit leben und ihre einzige Freude ihr zweites Leben in der OASIS ist, ist das dem Film ziemlich egal. Er geht kurz am Anfang darauf ein, lässt dieses Thema aber direkt wieder fallen, weil er viel zu sehr Spaß daran hat, die tollen Welten innerhalb der OASIS zu zeigen.
Und selbst wenn man mal Szenen außerhalb der OASIS hat, wirkt es alles andere als eine hoffnungslose und dystopische Welt. Man hat eher das Gefühl, die dort gezeigte Zukunft könnte nächstes Jahr schon hier soweit sein.
Auch der komplette Cyberpunk Aspekt des Buchs geht hier vollständig verloren, da die OASIS ausschließlich als Spielgerät präsentiert wird, statt als zweites Leben der Menschen, in welchem sowohl das Bildungssystem stattfindet, als auch viele, wenn nicht sogar die meisten, Menschen arbeiten und somit ihren Unterhalt verdienen.
Die einzige Kritik des Buches, die der Film z.T. wieder aufnimmt, ist die zunehmende Vereinsamung der Menschen. Doch auch diese wird nur sehr verkürzt dargestellt.

Hätte der Film sich nur etwas mehr bemüht, diese Punkte des Buches einzufangen, hätte ich auch gerne darüber hinwegsehen können, dass die sonstige Handlung stark verkürzt und z.T. entscheidend verändert wurde.
So aber entlockte mir die Geschichte über den Widerstand gegen IOI nur ein seufzen und ich fühlte mich an die Verfilmung von "V for Vendetta" erinnert, wo man auch eine Massenbewegung gegen das System einbauen musste, die es in der Vorlage einfach nicht gab.

Schade, wirklich schade.

Der Soundtrack ist jedoch wirklich großartig!