Mittwoch, 25. Oktober 2017

Blade Runner - Das Buch, der Film, das Spiel, die Fortsetzung


PC Spiel
Film
Es war irgendwann 1997, oder 1998 als ich das erste mal mit Blade Runner in Berührung kam. Damals hat mir ein Schulkollege das PC Spiel von Westwood ausgeliehen und ich war sofort begeistert davon.
Das Artdesign, die Stimmung, aber vor allem diese essentielle Frage nach dem, was ein Leben auszeichnet, also wann ein Leben ein Leben ist, ließen mich nicht mehr los und meine Begeisterung für das Cyberpunk Genre im allgemeinen und Blade Runner im speziellen war geboren.
Natürlich musste ich dann auch den Film so schnell wie möglich sehen und dieser ist bis heute einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
aktuelle Auflage
Ich wusste dann irgendwann auch, dass das ganze auf dem Buch von Philip K. Dick "Träumen Androiden von elektrischen Schafen" beruhte, habe das Buch jedoch nie gelesen.
Nun kam dieses Jahr die Fortsetzung des Films ins Kino und auch dieser vermochte mich wirklich zu begeistern und zwar sogar so sehr, dass ich mir dachte, jetzt so um die 20 Jahre später, nachdem ich erstmalig mit Blade Runner in Berührung gekommen war, dass es auch endlich mal Zeit würde, das Buch zu lesen.
Und das hab ich gemacht und was soll ich sagen, ich habs verschlungen. Ich hab letzten Samstag angefangen und bin gestern damit fertig geworden. Es ist wirklich gut!
neuer Film
Doch beim Lesen sind mir selbstverständlich auch die Unterschiede aufgefallen.
Aber auch die Gemeinsamkeiten und hier ist es interessant, dass teilweise das Spiel in manchen Punkten mehr Ähnlichkeit mit dem Buch hat, als der Film, obwohl das Spiel eigentlich auf dem Film basiert und parallel zu diesem spielt.
Nicht gelesen und daher hier auch nicht berücksichtigt sind die Comics zu Blade Runner, als auch die Romanfortsetzungen von K.W. Jeter (dem Star Wars Fan auch bekannt durch seine Boba Fett Trilogie). Auch das erste Computerspiel von 1985 habe ich nie gespielt und konnte es daher nicht berücksichtigen.

Doch fangen wir mal an mit dem Vergleich.

ältere Ausgabe
Die Grundstory ist prinzipiell die selbe. Wir begleiten den Kopfgeldjäger (so werden die Blade Runner im Buch bezeichnet) Rick Deckard dabei, wie er eine Gruppe von Androiden (so heißen die Replikanten im Buch) die vom Mars auf die Erde geflohen sind, jagt.
Doch schon am Anfang gibt es einen großen Unterschied zum Film, denn während Deckard dort alleine lebt, hat er hier eine depressive Frau namens Iran. In der Originalfassung des Films wird immerhin eine Ex-Frau erwähnt.
Auch Ort und Jahr unterscheiden sich. Spielt der Film im Los Angeles des Jahres 2019, so spielt sich die Handlung des Buchs im San Francisco des Jahres 1992 ab (das Buch selbst erschien 1968).
Deckard
Ebenfalls spielen im Buch die Religion des Mercertums, als auch die Wichtigkeit der Tierhaltung eine bedeutende Rolle.
Während das Mercertum, als auch die Stimmungsorgel, weder im Film, noch im Spiel eine Rolle spielen, wird zumindest die Tierhaltung, als auch der Handel mit künstlichen Tieren im Spiel aufgegriffen, wo der erste Handlungsort eine überfallene Tierhandlung ist, in der man alle Tiere tötete und in welchem auch der Protagonist Ray McCoy eine echte Hündin hat, die ihm sehr wichtig ist. Im Buch besitzt Deckard ein künstliches Schaf und später eine echte Ziege.
Auch die Bedeutung des TV Programms, das im Buch noch eine wichtige Rolle einnimmt, kommt weder im Film noch im Spiel vor. Dort werden die Menschen eher durch allgegenwärtige Werbung beeinflusst.

J.F. Sebastian
Ziemlich am Anfang lernt man die Person J.R. Isidore kennen, ein sog. "Spezieller", was im Buch Personen sind, deren Gene durch den vorhergehenden Krieg geschädigt wurden und die deswegen nicht auswandern dürfen.
Diese "Speziellen" kommen auch im Film und Spiel nicht vor. Insgesamt ist die Erde dort auch kein total lebensfeindlicher Ort, wie noch im Buch, wo die meisten Menschen auf den Mars ausgewandert sind. In Film und Spiel hingegen ist die Kolonie auf dem Mars einfach eine Option.
J.R. Isidore's Entsprechung in Film/Spiel ist J.F. Sebastian, der hier jedoch ganz im Gegenteil zu Isidore, der auch als Spatzenhirn bezeichnet wird, hochintelligent ist und für die Tyrell Corp. (die im Buch Rosen Association heißt) arbeitet. Zwar hat J.F. Sebastian auch einen Gendefekt, diesen hat er allerdings von Geburt an.

McCoy und sein Hund
Das prinzipielle Motiv der Androiden/Replikanten, nämlich der Sklavenhaltung durch die Kolonisten zu entgehen und auf der Erde ein Leben unter den Menschen zu führen, ist überall gleich. Ein Unterschied ist jedoch, dass im Film/Spiel die Replikanten auch einen Weg suchen, ihr Leben zu verlängern. Im Buch akzeptieren sie ihr verkürztes Leben.

Der erste auftauchende Andy (so die Kurzform für Androiden im Buch), bzw. Rep (so die Kurzform für Replikanten im Film/Spiel) heißt im Buch Polokov, im Film/Spiel Leon. Im Buch schafft er es lediglich Holden lebensgefährlich zu verletzen, im Film/Spiel tötet er ihn.
Im Film wird Leon von Rachael erschossen, nachdem dieser Deckard überwältigt hat. im Buch gibt sich Polokov selber als Polizist aus und versucht Deckard zu überwältigen, der jedoch schnell genug reagieren kann, um Polokov zu töten.

Rachael
Der Voigt-Kampff-Test mit Rachael ist in Buch und Film fast identisch. Selbst die Fragen und Antworten sind die selben.
Doch im Buch denkt Deckard zuerst, sie sei ein Mensch und muss erst einen zweiten Test durchführen, um sie als Android zu erkennen. Im Film ist ihm, wenn auch nach sehr vielen Fragen, direkt klar, dass sie ein Replikant ist.

Dektora
Die zweite Andy/Rep ist Luba Luft / Zhora. Im Film jagt Deckard Zhora und erschießt sie bei der Verfolgungsjagd. Im Buch hingegen führt er in ihrer Garderobe den Voigt-Kampff-Test an ihr durch, wobei sie irgendwann anzweifelt, dass Deckard ein Polizist sei und selber die Polizei ruft.
Diese nimmt Deckard fest und sagt ihm, sie habe noch nie von ihm, oder seinem Vorgesetzten Bryant gehört.
Diese Szene ist fast 1:1 im Spiel übernommen, wo auch Ray McCoy in die Umkleide der Replikantin Dektora ist, sie befragen will und sich der Rest genau so abspielt.
Im Buch stellt sich das ganze als Plot der Andys heraus, die sich damit gegenseitig versuchen zu schützen. Im Spiel ist es eine Intrige des korrupten Vorgesetzten von McCoy.
In beiden Fällen beginnt der Protagonist daraufhin zeitweise an seiner eigenen Identität zu zweifeln. Im Buch ist sich Deckard jedoch sehr schnell wieder sicher, dass er ein Mensch ist, während es im weiteren Verlauf des Spiels vom Spieler abhängt ob McCoy ein Rep, oder ein Mensch ist.

Gaff
Im Buch taucht im falschen Polizeipräsidium zum einen die Figur Garland auf, ein weiterer der Nexus-6er, der in Film/Spiel gar nicht vorkommt, als auch Phil Resch, ein zweiter Kopfgeldjäger/Blade Runner, dem nicht bewusst ist, dass sein Vorgesetzter selber ein Andy ist und bei dem Anfangs auch nicht klar ist, was er ist.
Resch ist dabei am ehesten die Entsprechung zu Gaff aus Film/Spiel, wobei sich beide sowohl optisch als auch charakterlich schon unterscheiden und das einzige was sie eint, ist ihre Kaltblütigkeit und Liebe zum Job.
So ist es im Prinzip auch Resch, der sowohl Garland, als auch Luba Luft erledigt.

Deckard und Rachael
Nach dem Tod von Luba Luft beginnt Deckard langsam an seinem Job zu zweifeln und beginnt Mitgefühl für die Andys zu entwickeln.
Im Film beginnt dies erst, nachdem Rachael bei ihm auftaucht und er Gefühle für sie entwickelt. Diese Gefühle entwickelt Deckard auch im Buch, wo er sogar seiner Frau mit ihr fremd geht.
Während jedoch im Film das ganze auf Gegenseitigkeit beruht, stellt sich im Buch heraus, dass Rachael von der Rosen Association geschickt wurde, um bewusst mit Kopfgeldjägern zu schlafen, damit diese, nachdem sie erfahren haben, wie menschlich die Andys sind, nicht mehr in der Lage sind, weiter ihrem Job nachzugehen.
Deckard schafft es aber dennoch sich zu überwinden und Roy Baty, dessen Frau Irmgard, als auch Pris zu töten.
Rachael töteten daraufhin Deckards Ziege. Hier gibt es wieder eine Überschneidung zum Spiel, wo kurz vor Ende McCoys Hund getötet wird.

Roy und Pris
Wer den Film kennt, dem wird aufgefallen sein, dass Roy Batty (hier dann mit zwei "t" geschrieben) dort keine Frau hat. Ansonsten ist sein Charakter jedoch ähnlich. Doch ein epischer "Tears in Rain" Moment kommt im Buch nicht vor und Baty's Tod ist eher unspektakulär.
Auch konfrontiert Baty im Buch nie Eldon Rosen/Tyrell und tötet ihn, sondern er bleibt ihn Isidores Wohnung versteckt, bis Deckard dort auftaucht.

Lucy
Etwas spektakulärer ist hingegen Pris' Tod, die sich auch zu ihrem Film Gegenstück unterscheidet. Denn im Buch ist Pris ein optischer Zwilling zu Rachael, weswegen Deckard zuerst nicht weiß, ob er sie töten kann, auch da sie sich kurz als Rachael ausgibt.
Auch ist Pris im Film ein bewusst als Prostituierte konzipierter Replikant, wie auch Lucy im Spiel, während es im Buch unter Strafe steht, wenn Menschen mit Androiden schlafen.
Irmgard kommt im Film gar nicht vor, obwohl sie in ersten Drehbuchentwürfen als "Mary" geplant war.

K - bewusst Rep und Blade Runner
Im Film stellt sich auch die Frage, ob Deckard ein Replikant sei und es deutet vieles daraufhin, auch wenn es nie genau geklärt wird und auch im neuen Film es lediglich weitere Andeutungen gibt.
Im Buch zweifelt zwar Deckard kurz daran und manche seiner Handlungen sind ähnlich wie jene, die den Andys nachgesagt werden, aber prinzipiell deutet das Buch eher an, dass er ein Mensch ist.
Im Buch wird auch gesagt, dass Andys keine Kinder kriegen können, der neue Blade Runner sagt hier jedoch, dass zumindest es Rachael möglich war, mit Deckard ein Kind zu zeugen.
Buch Fortsetzung
Und das Ende mit Rachael unterscheidet sich auch hier wieder mal, denn während im Film Deckard am Ende mit Rachael durchbrennt, kehrt er am Endes Buches zu seiner Frau zurück und legt sich erschöpft ins Bett.
Abschließend muss ich hier aber doch nochmal kurz auf K.W. Jeters Fortsetzungen eingehen. Denn auch wenn ich diese nie gelesen habe, setzen sie Philip K. Dicks Buch fort, übernehmen dabei aber auch Elemente aus dem Film, weswegen es auch hier am Ende zu einem durchbrennen von Deckard und Rachael kommt.

Danke fürs Lesen :)

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