Sprich, die Messlatte ist hoch und es war leicht hier vieles falsch zu machen. Gleichzeitig war dann auch noch das Gefühl da, dass eine Fortsetzung eigentlich ziemlich unnötig war. Was wollte man noch erzählen, was nicht schon im ersten Teil erzählt wurde?
Nun war ich heute (mittlerweile gestern, da es bereits nach 0 Uhr ist) im Kino und was soll ich sagen: Es ist ein wirklich guter Film geworden!
Teilweise ist der Filme sogar richtig stark. Er hat aber auch seine Schwächen.
Aber fangen wir mal mit dem Optischen an. Der erste Blade Runner von 1982 war optisch eine Wucht, der diese düstere dreckige Cyberpunk Zukunft so richtig schön einfing. Die Stimmung die dabei erzeugt wurde, dieses trostlose Film Noir Ambiente, war einfach der Hammer.
Und hier knüpft Blade Runner 2049 fast nahtlos an. Betonung liegt auf fast, denn während es, mit Ausnahme der Szene bei Tyrell, im Erstling eigentlich ausschließlich dunkel war und ständig regnete, hat Blade Runner 2049 auch gelegentliche Szenerien, die am Tag spielen, wo es mal nicht regnet und die außerhalb der Stadt sind.
Helligkeit und Trocken! Verrückt! |
Und man hat auch den Fortschritt von 30 Jahren miteinbezogen. So wirken viele Dingen jetzt etwas moderner und kälter, was teilweise etwas schade ist, da es, speziell am Beispiel des Polizeipräsidiums etwas von der Stimmung nimmt. Aber einerseits ist diese Weiterentwicklung nur logisch, andererseits hält sie sich in Grenzen und z.B. K's (so der Name des Protagonisten) Apartment ist weiterhin so schön heruntergekommen, wie schon das von Deckard.
Auch wichtig für die Stimmung war im ersten Blade Runner die Musik, die damals von Vangelis stammte. Dieses mal kommt sie von Hans Zimmer und und Benjamin Wallfisch, die es exzellent geschafft haben, einen Filmscore zu schaffen, der an die Vangelis Vorlage heranreicht (und in einer Szene gibt es sogar "Tears in Rain" zu hören).
Und wir haben es hier mit einem langen Film zu tun, über 2 1/2 h und irgendwann denkt man sich schonmal "Was, das wars immer noch nicht?", was aber jetzt negativer klingt, als es gemeint ist, denn tatsächlich lässt der Film sich einfach sehr viel Zeit seine Geschichte zu erzählen, seine Charaktere zu beleuchten und die Welt auf einen Wirken zu lassen.
Zu den Schauspielern kann ich auch nur gutes sagen. Allen merkt man an, dass sie wirklich Spaß daran hatten, ihre Rollen zu spielen
Warnung, wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte hier jetzt zu lesen aufhören, denn ab jetzt werden Spoiler folgen.
Ich sagte ja oben, dass der erste Teil eigentlich keine Fortsetzung gebraucht
hätte und trotzdem wurde die Story absolut sinnig fortgesetzt.
Die Idee, dass Deckard und Rachael ein Kind miteinander haben, was somit noch mehr beweist, dass Replikanten mehr als nur künstliche Menschen sind, ist wirklich gut und unterstreicht das Grundthema, was den Erstling (und natürlich die Vorlage von Philip K. Dick) auszeichnete, nämlich, ab wann ein Mensch ein Mensch ist und was ihn zu diesem macht, richtig gut.
Auch das der Protagonist K, der sich seinem Replikanten-Dasein bewusst ist, plötzlich an diesem zweifelt und vermutet, er könnte doch ein Mensch sein, ist eine schöne Umkehr des ursprünglichen Plots, in welchem Deckard, der bisher immer davon ausging ein Mensch zu sein, plötzlich daran zweifelt.
Achja, ob Deckard nun Mensch, oder Replikant ist, wird auch hier nicht geklärt. Es werden nur weitere Anspielungen in den Raum geworfen, dass er ein Replikant sein könnte.
Joi und K |
Die Wallace Corp. wie diese Firma heißt, baut dabei nicht nur Replikanten, sondern ist auch für die Versorgung der Menschen mit Nahrung zuständig und entwickelt auch noch künstliche Hologrammexistenzen namens "Joi".
Eines dieser Hologramme hat auch K, die dabei für ihn so wichtig ist, als wäre sie eine reale Person aus Fleisch und Blut. In einer Szene stellt Joi sogar einmal die Frage, ob es einen Unterschied mache, ob man aus vier DNS Bausteinen bestünde, oder wie in ihren Fall, nur aus zwei Zahlen. Eine klasse Erweiterung der Frage, ab wann man eine Existenz ist und ab wann nicht.
Evil Human |
Denn während der erste Teil keine eindeutig guten und bösen hatte, hat dieser Film dieses mal ganz klare Antagonisten in Form der Wallace Corp., die Deckards Kind jagen, weil sie an diesem forschen wollen, wie man gezielt weitere reproduktionsfähige Replikanten züchten kann.
Der "Endkampf" zwischen K und der Replikantin Luv stinkt daher halt auch stark gegen den "Endkampf" zwischen Deckard und Roy Batty aus dem Vorgänger ab. Wer hier ein philosophisches "Tannhauser Gate" erwartet, wird leider bitter enttäuscht werden.
Evil Replicant |
Alles in allem kann ich den Film aber nur jedem empfehlen, der den ersten Blade Runner mochte, aber auch jedem der allgemein Cyberpunk mag und ganz ehrlich, eigentlich jedem!
Geht ins Kino dafür, lohnt sich!
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