Freitag, 25. August 2017

Anime und Manga - Oder auch: Das entstehen, erkalten, sowie wieder leichte aufflammen einer Liebe


Ich hatte es ja in diversen Postings schon mal anklingen lassen, dass ich früher ein riesiger Fan der japanischen Zeichnen- und Animationskunst war, mittlerweile jedoch nicht mehr so viel damit anfangen kann.

So dachte ich mir, es wird Zeit mal darauf einzugehen, warum dem so ist und wie es dazu kam.

Heidi - Ein Anime
Wenn ich so zurück denke, war ich eigentlich schon zu meiner Kindheit ein großer Fan der Animes die man hier so im TV sah, jedoch ohne mir bewusst zu sein, dass es Animes waren und prinzipiell mochte ich als Kind auch alle sonstigen Zeichentrickserien, weswegen man das noch nicht wirklich zählen kann.
Es war erst als ich ein etwas älteres Kind war, so um die 10/11 herum, dass ich unbewusst tatsächlich die Serien, die aus Japan stammten, irgendwie lieber schaute als die westlichen Pendants.
Dazu gehörten damals Serien wie "Die Schatzinsel", "Robin Hood", "Rock'n Cop", natürlich auch "Saber Rider" und noch einige weitere. Jedoch war mir auch hier noch nicht bewusst, dass es Animes waren, aber der Trend ging definitiv in die Richtung.
Rock'n Cop
Ein weiteres Indiz dafür, dass es mir die japanische Animationskunst angetan hatte, war auch, als in Gaming-Magazinen der damaligen Zeit Specials über Animes drin waren und diese mich doch immer sehr begeistern konnten.
Eines dieser Specials ist schuld daran, dass bis heute "Tokyo Babylon" einen besonderen Platz in meinem Fan-Herz hat.
Spätestens dann, ich war wohl 12, oder 13 zu dem Zeitpunkt, las ich auch zum ersten mal die Begriffe "Manga" und "Anime".
Da es aber somit auch das Alter war, wo die Pubertät so richtig los ging, verlagerten sich meine Interessen auch erstmal in andere Richtungen.

Bubblegum Crisis
Aber als ich so 15/16 um den Dreh herum war, begann mein Interesse daran wieder zu steigen. Weswegen genau vermag ich dabei allerdings nicht zu sagen. Damals liefen Serien wie "Sailor Moon", "Pokémon", "Dragonball", oder "Digimon" im TV und tatsächlich war es fast ein fester Ritus, dass ich nach der Schule diese Serien schaute.
Gleichzeitig begann zu dieser Zeit auch Vox diverse Animes im Nachtprogramm zu senden, wo dann Sachen wie "Plastic Little", "Street Fighter II V", "Armitage III" oder "Bubblegum Crisis" liefen.

Und vor allem die Vertreter aus dem Cyberpunk-Genre haben es mir dann ja wirklich angetan.
Seitdem ich zum ersten mal mit Blade Runner in Berührung kam, war ich ein absoluter Cyberpunk Fan und speziell bei Manga und Anime gab es, zumindest damals, wirklich viel davon.

Armitage III
Mittlerweile war ich wirklich ein Fan von Manga und Anime, wobei, bisher eher nur Anime, denn Manga hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine.
Ich wollte mehr über meine neue Leidendschaft erfahren, mich auch gerne austauschen. Da ich jedoch aus einer Kleinstadt kam und genau genommen sogar aus einem der umliegenden Dörfer, war es damals relativ schwierig gleichgesinnte zu finden. Ich hatte zwar auch Leute in meinem Freundeskreis, die dem etwas aufgeschlossener waren, aber für gewöhnlich wurde man damals als 16jähriger Jugendlicher, der sich japanische Trickserien ansah eher schief angeschaut.
Den Begriff "Manga", sofern sie ihn kannten, assoziierten die meisten Leute damals entweder mit "Zeichentrickporno aus Japan" (was wohl daran lag, dass Animes eben nicht nur für Kinder waren und es somit auch deutlich freizügigere Filme gab), oder eben, auch wenn sie den Begriff nicht kannten, mit Kinderzeugs.
Wenn ich daher die Möglichkeit hatte, irgendwo ins Internet zu gehen (es war Ende der 90er, da war es noch nicht Standard, dass quasi jeder Internet zu Hause hatte), nutzte ich das auch, um in Chat-Rooms mit Leuten in Kontakt zu kommen, oder mich anderweitig über das Thema zu informieren.

Ein weiterer wichtiger Besuzugspunkt war damals die "AnimaniA", eine Fachzeitschrift zu dem Thema. Das war für mich damals einfach nur toll, was ich da alles über Anime und Manga erfuhr und durch die Leserbriefe dann auch von anderen mitbekam, die mein Hobby teilten.
So erfuhr ich schließlich auch, dass "Dragonball" eine Fortsetzung hatte mit "Dragonball Z", die es jedoch aktuell noch nicht auf Deutsch gab. Was es hingegen gab, war die Manga-Vorlage, die schlicht nur "Dragonball" hieß und so kam es, dass ich in einem Buchladen in Linz mir zwei Ausgaben davon holte. Damit war also auch mein Einstieg in die Welt der Manga passiert, da ich nicht lange darauf auch in meiner Heimatstadt entdeckte, wo man dort Manga kaufen konnte.

Dragonball Manga
Wirklich aktiven Kontakt zu anderen Fans hatte ich währenddessen immer noch nicht, das passierte dann erst Ende 2000 als wir auch Zuhause endlich einen eigenen Internetanschluss hatten.
Schnell suchte ich Webseiten und Chat-Rooms dazu auf und schließlich landete ich im Forum der Webseite Dragonballz.de. Es begann eine Zeit, ich war mittlerweile 17, fast 18, in der meine sozialen Kontakte zu meinen realen Freunden stark zurück gingen und ich fast nur noch Online war.
Viele würden jetzt vielleicht sagen, was war das damals für eine Verschwendung, aber ganz ehrlich, ich denk gern an die Zeit zurück, es war super.
Ich konnte mein Hobby jetzt so richtig schön mit anderen teilen und zu manchen der Leute davon entwickelte sich sogar eine richtige Freundschaft, da man ja auch begann sich auf Foren-Treffen irgendwann persönlich zu treffen. Und manche dieser Freundschaften halten z.T. bis heute. Tatsächlich traf ich erst vor zwei Wochen wieder ein paar der Leute von damals, was mich wohl auch etwas zum Schreiben dieses Posts inspiriert hat, da dort eben auch die Frage aufkam, wer denn noch großartig Animes schaue.

Akira
Jedenfalls waren die Jahre 2000 - 2004 meine Hochzeit des Anime/Manga-Fantums. Es war in diesen Jahren, dass ich Klassiker wie "Akira", "Ghost in the Shell", oder "Neon Genesis Evangelion" gesehen habe und mein Bücherregal irgendwann quasi nur noch aus Manga bestand, von denen damals speziell neben "Dragonball", auch noch "X" und "Angel Sanctuary" zu meinen absoluten Favoriten zählten.
Damals entdeckte ich auf dem polnischen Sender RTL7 auch, dass dort "Dragonball Z" lief, noch ehe es im deutschen TV lief. Ich verstand zwar kein Wort, aber da ich die Story aus den Manga kannte, war das kein Problem, zumal ich eh nie so der Fan der Anime Adaption war, die sich viel zu sehr in die Länge zog.
Dennoch halte ich es für erwähnenswert, dass es die damalige Community des Dragonballz.de Forums war, welche eine Petition startete, die sie an RTLII schickte, um "Dragonball Z" auch im deutschen TV zu bringen.
Ob es nun wirklich an uns lag, oder RTLII das eh vorhatte, weiß ich nicht, aber ich denke dennoch gerne, wir hätten was damit zu tun gehabt.
Mein Engagement für die Szene ging sogar soweit, dass ich mich als Moderator in Foren eingagierte und mit Namek.de und Nagisa.de (beide nicht mehr existent) sogar zwei Webseiten zu "Dragonball" und "Neon Genesis Evangelion" hatte.

Angel Santuary
Tolle Zeit für mich, wie gesagt. Wie aber nun kam es dazu, dass ich irgendwann auf all das keine Lust mehr hatte?
Das mag jetzt wie elitäres geschwurble klingen, aber die Szene wurde einfach irgendwann zu groß und das wirkte sich, zumindest in meinen Augen, negativ aus.

Als ich Ende der 90er bewusst ein Anime/Manga Fan wurde, war das noch eine kleine, fast familiäre Gemeinschaft und was es damals als Manga, oder Anime zu uns schaffte, waren sehr oft wirklich gute Sachen, besonders aus dem von mir geliebten Cyberpunk Genre.
Das war auch noch Anfang der 2000er so, als ich die ersten Schritte im Netz unternahm. Doch die 2000er waren auch die Zeit, als das Internet im deutschsprachigen Raum allgemein durchstartete und fast zeitgleich begann plötzlich auch der Anime und Manga Boom.

Dominant auf dem Markt
Man möchte ja denken, dass einen das nur freuen kann, weil mehr Fans = mehr Gleichgesinnte und gleichzeitig bedeutet es auch, dass mehr Sachen aus Japan zu uns rüberkommen.
Und Anfangs freute mich das auch noch, aber die vielen neuen Fans die hinzu kamen, waren häufig dann irgendwelche 12 - 14jährigen Mädchen und das wirkte sich eben genau negativ aus.
Klar gab es früher auch schon jüngere Leute, aber eben auch viel ältere. Das wirkte sich qualitativ sowohl auf die Szene selbst, als auch auf die Nachfrage auf, was bei uns erschien.

Wurde noch gesammelt
Denn mit einer überwiegenden Mehrheit von pubertierenden Mädchen war man nicht nur auf unterschiedlichen Wellenlängen, sondern diese brachten auch eine unschöne Veränderung auf dem Markt mit sich.
Zwar erschienen mehr Manga und Anime als jemals zuvor, aber in der Mehrzahl waren es irgendwelche seichten, anspruchslosen Liebesgeschichten.
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass junge Mädels ausschließlich sowas lesen, aber es war eine tatsächliche Veränderung auf dem Markt, die dadurch passierte.
Und da ich ja selber auch nicht jünger wurde, ging diese Schere von Jahr zu Jahr weiter auseinander, was bei mir irgendwann dazu führte, dass ich nur bereits begonnene Serien weiter sammelte, aber mich ganz schwer tat, neuen Serien eine Chance zu geben. So mag ich vielleicht die ein, oder andere Reihe auch zu Unrecht vorverurteilt haben, aber meine Freude an diesem ehemals heißgeliebten Hobby war einfach dahin, bis ich ab 2008 gar keine neuen Manga mehr kaufte und auch kein Interesse an irgendwelchen Animes mehr hatte.
Lediglich um 2010, oder 2011 herum kam nochmal kurzes Interesse auf, als ich die Neuerzählung von "Neon Genesis Evangelion", mit dem Titel "Rebuild of Evangelion" sah. Das wars aber auch. Ich sahs, fands gut, aber neues Interesse konnte es bei mir nicht erwecken.

So verstaubten und vergilbten meine Manga also vor sich im Regal dahin, bis ich mich sogar dazu entschied, welche davon zu verkaufen und zu verschenken und die, die ich nicht los wurde, packte ich irgendwann als "Free to take" an den Strassenrand und hob mir nur noch die Serien auf, zu denen ich eine spezielle emotionale Bindung hatte.

Ergo Proxy - Eine ziemlich gute Serie
Das häts dann auch gewesen sein können, wars aber nicht, denn letztes Jahr, ich weiß gar nicht mehr genau warum eigentlich, schaute ich mir mal wieder "Bubblegum Crisis" an und irgendwie merkte ich dabei wieder, was ich damals eigentlich so daran mochte.
Während ich irgendwann dachte, ich könnte allgemein mit Manga und Anime nichts mehr anfangen, hab ich dann erst bewusst gemerkt, dass ich einfach nur der Szene entwachsen war, es aber tatsächlich, speziell wenn man seinen Blick nach Japan richtet, weiterhin wirklich gute Veröffentlichungen gibt, die es wert sind, einen Blick darauf zu werfen.
Ich werde wahrscheinlich nie wieder so ein Riesenfan werden, wie früher, aber tatsächlich landet mittlerweile gelegentlich mal wieder eine Anime Blu-Ray in meiner PS4. :)

Mittwoch, 23. August 2017

The Clownprince of Crime - Die Geschichte des Jokers


Weil ich grad so im Schwung bin und gestern mal wieder die Verfilmung zu "The Killing Joke" (Review dazu hier) gesehen habe, begeb ich mich mal auf etwas ausgelutschte Pfade und behandle eine Figur, die sowieso viel zu oft behandelt wird und zwar Batmans Nemesis der Joker.

Ich hatte wirklich lange Zeit keine Lust irgendwas über den Joker zu schreiben, eben weil es dazu schon viel zu viel zu schauen und zu lesen gibt, aber heute ist doch irgendwie die Lust dazu vorhanden und eigentlich ist er ja doch immer ganz interessant.

Entwicklung der Figur

Robinsons Karte
Der Joker wurde erdacht von Bob Kane und Bill Finger, die auch schon für die Entstehung von Batman verantwortlich waren, sowie von Jerry Robinson, der auch Robin miterfunden hat.

Wer hier genau den größten Einfluss auf die Entstehung der Figur hat, ist umstritten, als gesichert gilt jedoch, dass der Joker einerseits auf einer Joker Spielkarte basierte, die Robinson zeichnete, als auch auf der Figur "Gwynplaine", verkörpert von Schauspieler Conrad Veidt, aus dem Film "The man who laughs" von 1928.

Gwynplaine
Laut Robinson wollte er für Batman einen Gegner, der anders war als die bisherigen Mobster, gegen die er sonst kämpfte. Er wollte eine Moriarty für Batman haben, der ein exzentrisches
Äußeres und einen ebensolchen Charakter hatte.
Für das Äußere inspiriert wurde er dabei durch ein Deck Spielkarten das er Zuhause hatte, woraufhin er seine eigene o.g. Spielkarte zeichnete.
Finger gefiel das Konzept, jedoch fand er, dass noch etwas fehlte, weswegen das Grinsen von Gwynplaine hinzugefügt wurde.
Kane hingegen behauptete, dass zuerst die Idee von Finger mit Gwynplaine da war und erst danach Robinson die Joker Karte zeichnete.
Welche Version genau stimmt, ist dabei wie gesagt nicht ganz klar.

Jokers erster Auftritt
Jedenfalls debütierte der Joker dann in Batman #1 im Juni 1940 (und damit nur ca. ein Jahr später als Batman, dessen Debüt in Detective Comics #27 im Mai 1939 war).
Anfangs war er hier noch ein einfacher Serienmörder mit einem grotesken Aussehen, der seine Gegner mit Hilfe seines Joker-Gases umbrachte, dass die Leichen mit einer zu einem grinsen verzerrten Fratze zurück ließ.
Auch war angedacht dass er, wie damals üblich bei Schurken, im selben Heft auch direkt sterben sollte. Doch da der damalige Herausgeber Whitney Ellsworth die Figur für zu gelungen hielt, wurde im letzten Moment noch eine zusätzliche Seite hinzugefügt, die andeutete, dass der Joker doch überlebt hat.

Damit war ein Stück Comic-Geschichte geboren und diese Darstellung des Jokers blieb auch bestehen bis zur Geschichte "Joker Walks the Last Mile" (geschrieben von Finger, gezeichnet von Kane) aus Detective Comics #64 von 1943.
Der Joker wird hier scheinbar auf dem Elektrischen Stuhl hingerichtet. Er kehrt zwar zurück, allerdings deutlich harmloser. Hintergrund war der, dass der Verlag entschieden hatte, dass nur noch Charaktere töten dürften, die direkt danach von Batman erledigt werden, damit Batman nicht unfähig wirkt, wirklich gefährliche Verbrecher auszuschalten.

Bis zum Jahr 1951 war über die Vergangenheit des Jokers nicht viel bekannt, bis Bill Finger ihm in Detective Comics #168 eine Herkunftsgeschichte verpasste. Da die Herkunftsgeschichte des Jokers jedoch ein etwas umfangreicheres Thema ist, will ich darauf später genauer eingehen und bleibe vorerst bei der Entwicklung der Figur.

Die größte Veränderung erfuhr der Joker dann 1954, nachdem Fredric Werthams Buch "Seduction of the Innocent" erschienen ist.
Wertham's Buch, welches den schädlichen Einfluß von Comics auf die Jugend zum Thema hatte, hatte weitreichende Folgen für Comics allgemein und damit natürlich auch auf Batman und den Joker.
U.a. gründete sich daraufhin die sog. Comics Code Authority, die überwachte, dass Comics immer geeignet für Kinder und Jugendliche waren. Um deren Gütesiegel zu erhalten, durfte weder Gewalt, noch Sex in den Geschichten vorkommen.
Das bedeutete für den Joker, dass er von der ernsthaften Gefahr für Batman, nun nur noch zu einem harmlosen Ärgernis wurde, der u.a. Hand-Buzzer, mit Flüssigkeit gefüllte Trickblumen, Trick-Pistolen und alberne Verbrechen beging.
Von da an tauchte die Figur immer seltener in den Batman Geschichten auf und als 1964 Julius Schwartz der neue Herausgeber bei DC war, war der Joker sogar im Begriff ganz zu verschwinden, da Schwartz die Figur nicht mochte.

Dass es doch anders kam, verdankt der Joker dann der TV-Serie von 1966, in welcher er von César Romero dargestellt wurde. Da die Serie so erfolgreich war, versuchte man mit den Comics möglichst nahe dran zu bleiben. Doch auch die Serie konnte nicht verhindern, dass insgesamt die Umsätze bei Comics zurück gingen und nach dem Ende der Serie 1968 versuchte der neue Redaktionsleiter Carmine Infantino einen neuen Weg einzuschlagen, weswegen der Joker von 1969 weg für vier Jahre gar nicht mehr in den Comics auftauchte.

Batman #251
Im Jahr 1973 waren es dann Autor Dennis O'Neil, sowie Zeichner Neil Adams, die den Joker in Batman #251 nicht nur wieder zurück brachten, sondern die den Joker auch wieder zu seinen Wurzeln als verrückten Mörder zurückführten.
Sie führten auch ein, dass der Joker offiziell für verrückt erklärt wurde, womit erklärt wird, wieso der Joker nicht in ein Gefängnis, sondern in die Irrenanstalt Arkham Asylum gebracht wird, wenn er geschnappt wird.
Der Joker erfuhr hier auch eine optische Veränderung, die seine heute typische schlanke Gestalt und das markante Kinn einführte.

The Joker #1
DC, wie auch andere Comicverlage, waren allgemein in den 70ern wieder stärker bereit neue Risiken einzugehen und so kam es, dass der Joker der erste Schurke war, der seine eigene Comic-Reihe ab 1975 bekam, die schlicht "The Joker" hieß und von diversen Autoren geschrieben wurde. Der Joker legt sich hier in erster Linie mit anderen Schurken an, während Batman gar nicht vorkam. Aufgrund des Comics Code musste der Joker, der in seinen Geschichten natürlich trotzdem mordete, dennoch am Ende jeder der Geschichten scheitern, obwohl er der Protagonist war.
Das ganze Konzept ging nicht wirklich auf und aufgrund schlechter Verkaufszahlen wurde die Reihe bereits nach neun Ausgaben wieder eingestellt.

DC #475
Der Joker war zwar fast durchweg eine beliebte Figur, seinen Status, den er heute genießt erhielt er aber erst als Jenette Kahn 1976 neue Herausgeberin bei DC wurde.
Diese wollte das Ruder endgültig herumreißen und die Arbeit an Detective Comics wurde an den Autor Steve Englehart, sowie den Zeichner Marshall Rogers übergeben.
Ihre Arbeit an der Reihe die mit Detective Comics #471 im August 1977 begann und mit #476 im April 1978 endete, legte den Grundstein für die Darstellung, die der Joker heute noch hat.
Die beiden legten erstmals das Hauptaugenmerk auf den Wahnsinn und die Verrücktheit des Jokers und fügten ihm auch optisch weitere bis heute typische Merkmale, wie den Fedora, oder den Trenchcoat, hinzu.
Dark Knight Returns
Der Joker war nun endgültig einer der bekanntesten und beliebtesten Comic-Schurken überhaupt.

In den 80er Jahren begann man noch mehr den Comics Code zu ignorieren und die Geschichten wurden noch dunkler und erwachsener. Man rückte endgültig davon ab, dass Comics primär etwas für Kinder und Jugendliche seien.
Frank Millers "The Dark Knight Returns" von 1986 führte dabei erstmals ein, dass der Joker nur deswegen existiert, weil es Batman gibt und er Batman braucht, sogar eine Obsession für ihn hat. Die Geschichte spielt zwar außerhalb der Kontinuität, doch diese Darstellung des Jokers sollte daraufhin dennoch auch ein fester Bestandteil der Figur werden.

Death in the Family
In der Folge griff der Joker auch vermehrt direkt Batman, bzw. dessen engste Freunde und Verbündete an. In der Geschichte "A Death in the Family" (Batman #426 - 429, geschrieben Jim Starlin, gezeichnet von Jim Aparo) die von 1988 - 89 lief tötete er dabei den zweiten Robin Jason Todd, nachdem er ihn zuvor brutal mit einem Brecheisen verprügelte.
The Killing Joke

Und in der von Alan Moore geschriebenen und Brian Bolland gezeichneten Geschichte "The Killing Joke" verkrüpelt er nicht nur Barbara Gordon, sondern entführt anschießend ihren Vater Commissioner Gordon, um diesen mental zu foltern (wo er ihm u.a. Bilder seiner nackten verwundeten Tochter zeigt), nur um aufzuzeigen, dass es nur einen schlechten Tag braucht, um aus dem normalsten Mann, einen verrückten zu machen.
Die Geschichte gilt bis heute als eine der besten Joker Geschichten überhaupt.

Arkham Asylum
Direkte Einblicke in die Psyche des Jokers gewährt uns Grant Morrisons 1989 erschienene Geschichte "Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth" (gezeichnet von Dave McKean), wo auch noch weiter auf die totale Obsession des Jokers mit Batman eingegangen wird.

Der Joker hatte zwar im Laufe seiner Geschichte
immer mal wieder Sidekicks, oder arbeitete mit anderen Schurken, oder auch politischen Führern zusammen, aber prinzipiell war er ein Einzelgänger. Das änderte sich erst 1992 mit der Serie "Batman: The Animated Series", wo die von Paul Dini erdachte Figur der Harley Quinn eingeführt wurde, mit der der Joker eine Beziehung führt. Wobei das ganze eher einseitig ist und der Joker Harley immer wieder erniedrigt und unterdrückt. Da die Serie jedoch außerhalb der Comic-Kontinuität ist, spielt das während der Comics vorerst keine Rolle, da es hier bis 1999 dauern sollte, ehe die Figur der Harley Quinn auch in die Comics übernommen wurde. Dazu aber gleich mehr.

Anarky
1992 arbeiteten Autor Alan Grant und Zeichner Norm Breyfogle an der Comic-Reihe "Anarky", deren titelgebender Held tauchte zuerst als Antagonist 1989 in Detective Comics #608 auf. Die beiden planten dabei, dass sich während der Geschichte heraustellte, dass Anarky, dessen bürgerlicher Name Lonnie Machin ist, der Sohn des Jokers ist.
Herausgeber Dennis O'Neil war von der Geschichte nicht so begeistert und sagte nur unter Protest zu. Letztendlich kam es jedoch nie zu dieser Enthüllung, da die Serie vorher eingestellt wurde und die Idee danach auch nie wieder aufgegriffen worden ist.

Wie schon gesagt, wurde 1999 während der Story "No Man's Land" Harley Quinn auch direkt in den Comics eingeführt. Die Misshandlungen gegenüber Harley waren in den Comics noch stärker ausgeprägt als in der für Kinder gedachten Animationsserie, wo das ganze darin gipfelte dass der Joker Harley diverse male töten wollte. Nachdem er versuchte sie mit einer Rakete abzuschießen, begann Harley daraufhin eigene Wege zu gehen. Wobei es trotzdem immer wieder dazu kam, dass die beiden gelegentlich wieder zusammen kamen. Dabei war es nie so wirklich klar, ob der Joker auch nur im Ansatz Gefühle für Harley hatte, oder sie für ihn immer nur Mittel zum Zweck war.
In "No Man's Land" tötete der Joker auch Jim Gordons zweite Ehefrau Sarah Essen.

Die nächstgrößere Veränderung für den Joker kam dann 2011, als DC sein gesamtes Universum rebootete. In der ersten Detective Comics Ausgabe der sog. New 52 sieht man, wie der Joker sich sein Gesicht von einem anderen Schurken namens Dollmaker entfernen lässt. Daraufhin verschwindet der Joker für gut ein Jahr bis er 2012 für die von Autor Scott Snyder geschriebene und Zeichner Greg Capullo gezeichnete Storyline "Death of the Family" (Okt 2012 - Feb 2013) wieder zurück kehrt. Dabei trägt er sein verrottetes Gesicht wie eine Maske, die er mit Gürteln und Klammern an seinem Kopf befestigt hat.
Erneut ist es hier seine Obsession mit Batman die sein Antrieb ist. Gleichzeitig deutet er auch an, dass er weiß, dass Batman Bruce Wayne ist und er auch weiß, wer die restlichen Mitglieder der Bat-Family sind.
Death of the Family
Auch scheint es hier erstmals so zu sein, dass der Joker tatsächlich eifersüchtig ist, wenn Harley mit jemand anderem etwas hat, da er ihr hier vorwirft, dass sie sich auf Deadshot eingelassen hat.

Endgame
Den aktuell letzten größeren Auftritt hatte der Joker dann in der, ebenfalls von Snyder und Capullo erdachten Geschichte "Endgame" (Okt. 2014 - Apr. 2015), wo er durch eine Heilquelle sein Gesicht wieder zurück hat und er eine Variante seines Joker Gases über ganz Gotham verstreuen kann, was dazu führt, dass die Bevölkerung verrückt wird. Nebenher schlägt er auch noch Alfreds Hand ab.
Erwähnenswert ist auch noch, dass der Joker zwischen diesen beiden Geschichten weiterhin in den Comics unter der Idenität von Eric Border unterwegs war und dabei sogar Batman täuschen konnte, der ihn nicht erkannte.
Dies fügte einen weiteren Aspekt zum Charakter der Figur hinzu, dass er, wenn er will, komplett normal agieren kann.
Eric Border

Soweit also die Entwicklungsgeschichte der Figur und ihrer Charakterzüge. Ich habe bewusst darauf verzichtet direkt auf Adaptionen in anderen Medien einzugehen. Wer aber wissen will, wie ich diese finde, der kann  hier meine Meinung zu den verschiedenen Darstellern des Jokers nachlesen.

Herkunftsgeschichte des Jokers

DC #168
Jetzt komm ich aber zu einem, wie ich finde, sehr interessanten Punkt, nämlich die Herkunftsgeschichte des Jokers.
Wie oben schon erwähnt stammte die erste Herkunftsgeschichte dabei von Bill Finger und erschien in Detective Comics #168 von 1951.
Hier war der Joker zuerst ein normaler Krimineller, der ein Kostüm mit einem roten Hut trug, weswegen er sich Red Hood nannte. Während seines eigentlich finalen Raubzugs wurde er von Batman gestellt und fiel dabei in ein Becken voller Chemikalien.
Diese veränderten sein Aussehen so sehr, dass er sich daraufhin in Anlehung an eine Spielkarte, der er seiner Meinung nun ähnelte, "Joker" nannte.
Diese Grundzüge, der Fall in das Chemikalienbecken, sowie das veränderte Aussehen als Folge davon, blieben auch in den meisten, wenn auch nicht allen, folgenden Geschichten gleich.

In der 1973 erscheinen Geschichte "The Joker's Five-Way Revenge" war der Joker früher nicht alleine unterwegs, sondern es wird erzählt, dass er eine Gang hatte, die ihn hinterging.

In "The Killing Joke" wird die Geschichte etwas geändert. Hier war der Joker ein erfolgloser Comedian, der, um seiner schwangeren Frau ein gutes Leben zu ermöglichen, sich auf einen Deal mit zwei Mobstern einlässt, in seine alte Chemiefabrik einzubrechen, in der er früher gearbeitet hat.
Kurz vor dem Einbruch erfährt er, dass seine Frau und Baby bei einem Unfall gestorben sind, weswegen er aussteigen will, aber dennoch von den beiden Mobstern gezwungen wird, bei dem Einbruch mitzumachen.
Hierzu geben sie ihm das Red Hood Kostüm, da sie ihm erzählen, dass nur der wichtigste Part im Einbruch es tragen darf. In Wahrheit soll es die Hauptschuld auf ihn lenken, da vorher bereits andere Einbrüche mit diesem Kostüm begangen wurden.
So kommt es, dass er die Aufmerksamkeit von Batman erregt und auch hier in das Chemikalien-Becken stürzt.
Erneut verändert das sein Aussehen und durch die Ereignisse dieses eines Tages beginnt er daraufhin verrückt zu werden.
Noch während der Geschichte beginnt er jedoch zu erzählen, dass es sein könnte, dass das alles gar nicht stimmt und er vielleicht gar keine Vergangenheit habe und er sich manchmal so und manchmal so an seine Vergangenheit erinnere und wenn er wählen könnte, wäre seine Vergangenheit "Multiple Choice".

Schon hier wird im Unklaren gelassen, ob es so gewesen sein könnte. Dennoch bauten zukünftige Geschichten darauf auf und in Batman: Gotham Knights #50-55 aus 2004 (Autor Jack Lieberman, Zeichner Al Barrionuevo) wird auch erwähnt, dass Jokers wahrer Name Jack sei. Der Name Jack Napier wurde dabei erstmals in der Tim Burton Verfilmung von 1989 als Jokers bürgerlicher Name erwähnt, jedoch gelten die Filme nicht zur Comic Kontinuität gehörig.
In Gotham Knights wird auch erzählt, dass es die Mobster selber waren, die Jokers Frau getötet haben.

Im September 2002 erschien "Batman Black and White Volume 2" und hier die Story "Case Study" (Autor Paul Dini, Zeichner Alex Ross).
Hier wird der Joker als sadistischer Krimineller beschrieben, der die Red Hood Identität nur hat, um weiterhin auch Kleinkrimineller sein zu können, während er in seiner zivilen Idenität mittlerweile Gothams oberster Gangsterboss ist. Auch hier geht sein Aussehen nach einer Konfronation mit Batman auf das Chemiebecken zurück, in welches er zur Flucht freiwillig springt.
Hier wird angedeutet, dass der Joker gar nicht verrückt ist, sondern dies nur vortäuscht, um so der Todesstrafe zu entgehen.

In der Story "Lovers and Madmen" von Autor Michael Green und Zeichner Denys Cowan die 2007 - 2008 in Batman Confidential #7 - 12 erschien, ist der Name des Jokers ebenfalls Jack.
Hier ist er ein talentierter Krimineller der gelangweilt von seiner Arbeit ist und eine Obsession für Batman entwickelt. Nachdem er dessen Freundin verwundete, wird er in einem anschließenden Kampf von Batman mit dessen Batarangs an seinen Mundwinkeln verwundet, was zu Narben führt, die wie ein permanentes Grinsen wirken.
Später wird Jack von anderen Mobstern in einer Chemiefabrik gefoltert. Er kann zwar entkommen, fällt aber in leeres Chemiebecken. Durch die Schüsse der Mobster beginnt ein Tank über dem Becken löchrig zu werden und übergießt Jack damit, was seine optische Verwandlung abschließt. Da die Chemikalien gleichzeitig Anti-Psychotika waren, beginnt er deswegen auch verrückt zu werden.
Hier gibt er sich nicht selber den Namen "Joker", sondern Gordon informiert Batman später darüber, dass die Medien ihm diesen Namen gegeben haben.

In "The Brave and the Bold Vol 3 #31" aus März 2010 von Autor J. Michael Straczynski und Zeichner Chad Hardin gelangt der Superheld Atom in den Geist des Jokers und erfährt dort, dass dieser in seiner Kindheit sowohl Tiere umbrachte, als auch seine Eltern lebendig verbrannte.

Red Hood Gang
Und in Snyder und Capullos "Zero Year" aus dem Jahr 2013 wird gesagt, dass der Joker noch vor Batmans erstem auftauchen eine komplette Gruppe von Gangstern mit roten Hüten anführte, die als die Red Hood Gang bekannt waren. Er war dabei Red Hood One und bei einen Kampf mit Batman fiel er ebenfalls in das Chemie-Becken.

Im selben Jahr im November erschien in Batman Vol. 2 #23.1 eine weitere Herkunftsgeschichte, geschrieben von Andy Kubert und gezeichnet von Andy Clarke. Hier wuchs der Joker bei seiner Tante Eunice auf, die ihn misshandelte. Hier war sie es, die ihn mit starken Bleichmitteln als Kind wusch und dafür sorgte, dass seine Haut hell wurde.

2014 erschien zum 75ten Geburtstag von Batman in Detective Comics Vol. 2 #27 eine Ausgabe, die die erste Batman Story aus Detective Comics Vol. 1 #27 nacherzählte. Geschrieben wurde das ganze von Brad Meltzer und gezeichnet von Bryan Hitch. In der Originalgeschichte war hier ein Geschäftsmann namens Stryker, der sich seiner Geschäftspartner entledigen wollte, um deren Anteile zu übernehmen. In seiner Chemiefabrik traf er dabei auf Batman, stürzte während des Kampfs über das Geländer und fiel in den Gifttank.
In der 2014er Version kommt am Ende Strykers Hand wieder zum Vorschein und er wurde schließlich zum Joker.

Vor allem Snyder und Capullo hatten wohl ihre Freude am Joker, denn schon 2015 präsentieren sie in der Story "Endgame" eine neue Herkunftsgeschichte des Jokers, wonach dieser schon seit Jahrhunderten in Gotham unterwegs ist, da er auf alten Fotografien immer wieder zu sehen ist.
In mehreren Ausgaben der Geschichte existiert eine neue Hintergrundgeschichte, wer der Joker eigentlich sei, die der Joker selbst verschiedenen Arkham Insassen erzählt hat.
Joker auf alter Fotografie

Ansonsten gibt es auch noch Geschichten, wonach der Joker bei einem Vater aufwuchs, der ihn misshandelte und z.B. seine Nase brach, oder aber auch, dass er der seit Ewigkeiten lebende frühere Hofnarr eines ägyptischen Pharaos sei.

Fast jede der o.g. Herkunftsgeschichten wurden vom Joker mehr, oder weniger selbst erzählt, weswegen man auch davon ausgehen kann, dass er einfach seinen Spaß daraus zieht, dass er ständig eine andere Geschichte seiner Herkunft erzählt.
Da fast überall jedoch das Becken mit Chemikalien auftaucht, kann man als gesichert eigentlich nur davon ausgehen, dass das auf jeden Fall passiert ist.

Zumindest bei einem Joker.

Den letztes Jahr im Juli präsentierte uns DC in Justice Leauge Vol. 2 #50
(geschrieben von Geoff Johns, gezeichnet von Jason Fabok) die Erkenntnis, dass es drei Jokers gibt. Dies erfährt Batman, nachdem er in Besitz des Möbius Stuhls kommt, der alles Wissen der Welt in sich hat, nachdem er ihm die Frage stellt, wie der wahre Name des Jokers sei.

Die "Drei Joker"-Geschichte wurde daraufhin im gleichen Monat in DC Universe: Rebirth, geschrieben ebenfalls von Johns, gezeichnet von Ethan Van Sciver und Gary Frank weiter aufgegriffen und hier sieht man auf einem Computerbild den Joker aus den 70ern, den Joker vor den New52 und den Joker nach den New52.

Verwirrend? Hey, es ist der Joker, das muss so ;)

Leseempfehlungen

* Joker Anthologie (enthält u.a. Batman Vol. 1 #1 und #251 / Batman Vol. 2 #23.1 / Detective Comics Vol. 1 #168 und #475) - ISBN 3957983533
* Die Rückkehr des dunklen Ritters - ISBN 3866073968
* Ein Tod in der Familie - ISBN 3866071906
* The Killing Joke - ISBN 3866076401
* Arkham Asylum - ISBN 3866078242
* Batman präsentiert Nr. 7 - Harley Quinn / Joker
* Der Tod der Familie - ISBN 3957981727
* Endgame / Todesspiel - ISBN 3957989698
* Lovers and Madmen - ISBN 1401217427
* The Man who laughs - ISBN 1401216269
* Dead to Rights - ISBN 1401229255
* Des Teufels Advokat - ISBN 3866076339
* Batman/Joker: Switch
* Hungrige Stadt
Ansonsten spielt der Joker auch noch eine größere Rolle in den Storylines "No Man's Land" (Niemandsland auf deutsch), sowie "Hush", die beides auch unabhängig vom Joker super Geschichten sind!

Warum "The Big Bang Theory" nervt


Schock verdaut? Nerdrage abgeebbt?

Gut, dann nimmst du dir als geneigter Leser vielleicht auch die Zeit zu lesen, warum ich das finde.

Vornweg, "The Big Bang Theory" gehört mit zu meinen liebsten Sitcoms, das ändert aber nichts daran, dass mich die Serie mittlerweile einfach nur noch nervt.

Dafür gibts mehrere Gründe:

Es läuft schon viel zu lange mittlerweile

Season 1 Episode 1
"The Big Bang Theory" (TBBT) ist von Chuck Lorre und die Serie hat daher auch das Problem, das viele Chuck Lorre Serien (wie z.B. "Two and a half Men") haben und zwar, dass das ganze mit einem losen Konzept, aber ohne definitive Richtung gestartet ist.
Das Konzept hier war vier nerdige Jungs und deren attraktive Stino-Nachbarin und die daraus resultierenden lustigen Momente.
Es gab dabei aber kein direktes Ziel, wie es z.B. "How I met your Mother" (HIMYM) hatte, wo alles darauf hinaus lief, dass man irgendwann Teds Frau trifft und so plätschert die Serie halt vor sich hin und suchte sich ihren Weg.
Und das ist auch noch nicht weiter schlimm, das machten auch andere Serien wie "Friends" so, doch "Friends" merkte irgendwann den Punkt, an dem alle Entwicklungen erzählt waren und wo es Zeit war, ein Ende zu finden. Diesen Punkt hat TBBT leider lange verpasst. Alles was es zu erzählen gab, ist im Prinzip erzählt: Leonard und Penny haben geheiratet, Howard und Bernadette haben ein Kind, Sheldon und Amy hatten Sex und auch Raj hatte die ein, oder andere Beziehung mittlerweile und kann ohne Alkohol mit Frauen reden.

Wo sind die nerdigen Themen hin?

Als TBBT startete lag der Fokus noch sehr stark auf den typsichen Nerd Themen. Das war es u.a. auch, was die Serie auszeichnete. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das ganze jedoch immer weiter von diesem Thema weg und TBBT wurde eine normale Buddy-Sitcom, wie HIMYM, oder Friends, wo es primär um die zwischenmenschlichen Beziehungen ging.
Das es das gibt, ist nicht schlimm, das war auch am Anfang schon so, aber dort war es nicht der Hauptfokus der Handlungen.

Wohnungstausch

Not your spot
Das mag jetzt etwas nitpicky sein, aber es macht einfach absolut keinen Sinn, weswegen Sheldon und Amy plötzlich in Pennys Wohnung leben, während diese zusammen mit Leonard in der alten WG wohnt.
Es ist auch ein totaler Bruch in Sheldons Charakter, dass er so ohne weiteres in einer fremden Wohnung und einem fremden Bett leben und schlafen kann.
Es wäre soviel logischer gewesen, dass Leonard bei Penny einzieht und Amy bei Sheldon.
Und die seltsame Erklärung, es wäre für Sheldon einfacher das Zusammenleben auf neutralem Terrain zu versuchen, ist mir auch viel zu weit hergeholt.

Casual-Nerdkultur

Und der letzte Punkt, weswegen mich TBBT irgendwann zu nerven begann, war die durch die Serie entstehende Pseudo/Casual-Nerdkultur.
Nerd sein galt plötzlich als cool und chick und jeder wollte plötzlich nerdy sein und rannte mit einem Superhelden Shirt durch die Gegend.
Prinzipiell eigentlich ja ein erfreuliches Ding, wenn mehr Leute das selbe Hobby haben und man dieses mit vielen teilen kann.
Das Problem aber mit TBBT ist, dass es "Nerds" hervorbringt, die eigentlich nur nachplappern, was die Serie vor sagt und das ist oftmals leider totaler Unsinn.
Trotz der wirklich guten Bemühungen der Autoren, die es häufig schaffen die Meinungen in der Nerdkultur wiederzuspiegeln, liegen diese leider auch ganz oft weit daneben.
Exemplarisch hier vier Beispiele:

Aquaman Sucks 

Aquaman
Wer kennt sie nicht die tolle Silvester Folge mit Zack, wo alle als Justice League in den Comic Shop von Stuart gehen und Raj Aquaman sein muss, was dieser mit "Aquaman Sucks" quittiert und auch anschließend immer wieder darüber schimpft und auch wirklich ein etwas stranges Kostüm anhat.
Wegen dieser Folge begegnen mir auch heute immer wieder Leute, die sich über Aquaman lustig machen, ohne wahrscheinlich auch nur einen einzigen Comic mit ihm gelesen zu haben.
Denn tatsächlich gilt unter Comic-Fans sogar eher die Devise, wer sich über Aquaman lustig macht, hat keine Ahnung von Comics, da er eine ziemlich coole Figur ist. Nicht umsonst gehört er zu jenen Superhelden, die dauerhaft eine eigene monatliche Comic-Reihe haben.

Indiana Jones 4 sucks

Der AVGN mags
Und hier kommen wir in eine lustige Schleife, denn einerseits rezitiert TBBT hier das Indy 4 Gebashe aus dem Internet, welches wiederrum auch durch TBBT fröhlich aufrecht erhalten wird.
Tatsächlich trifft aber auch das nicht zu und Indy 4 wird bei weitem besser aufgenommen, als es TBBT darstellen will. Eine der modernen Nerd Ikonen schlechthin, James Rolfe, besser bekannt als der "Angry Video Game Nerd", hatte dazu schon vor Jahren ein Video veröffentlicht, wo er darstellte, wieso Indy 4 ein Indiana Jones Film durch und durch ist und sich nicht hinter den ersten drei Teilen zu verstecken braucht.

Indiana Jones plays no role in the outcome of the story

Ohne Indy nicht möglich
Und nochmal Indy und zwar die Folge, wo es darum geht, dass Amy behauptet, dass Indy in "Jäger des verlorenen Schatzes" keine Rolle beim Ausgang der Story spielen würde.
Auch das wird seither immer wieder behauptet, ist aber falsch. Denn ohne Indy wären die USA am Ende nicht in den Besitz der Bundeslade gelangt und diese nicht in Sicherheit in dieser großen Lagerhalle gebracht worden.
Die Bundeslade wäre ohne Indy auf der Insel verblieben, wo sie in die Hände von anderen, vielleicht sogar erneut der Nazis, gefallen wäre.

Jeder Star Wars Fan liebt The Force Awakens

Nur eins von vielen Memes dazu
Und schließlich eine Folge die mich persönlich enttäuscht hat. Die Jungs sehen Episode VII und es wird so dargestellt, als hätten sie den besten Star Wars Film, wenn nicht sogar den besten Film allgemein, seit Ewigkeiten gesehen.
Doch schon die ersten Reaktionen nachdem der Film in die Kinos kam, waren gemischt und es gab sehr viele Stimmen, die den Film teilweise nur solala, oder sogar schlecht fanden.
Im Laufe der Zeit ging diese Entwicklung sogar noch weiter und es gibt nicht wenige im Star Wars Fandom, die TFA für den schlechtesten Star Wars Film überhaupt halten und es sind primär eben genau die Casual-Nerds, die TFA so über den Klee loben.

So, das waren also meine Gründe, warum mich TBBT nervt. Doch trotz allem schaue ich es immer noch gern, obwohl die Begeisterung mittlerweile etwas zurück ging und ich ehrlich gesagt hoffe, dass die Macher doch noch irgendwann einen guten Abschluss dafür finden und sich das ganze nicht so verläuft, wie bei "Two and a half Men", dass ich früher echt witzig fand, zum Schluss aber nicht mehr sehen konnte.
Der Abschluss der dann hier präsentiert wurde, war dann leider mehr als gezwungen und ziemlich unwürdig, was ich mir für TBBT wirklich nicht erhoffe.