Dienstag, 1. August 2017

Batman now and then - Retcons und die Änderung des Status Quo


Comicleser, die schon etwas länger dabei sind, sind es gewöhnt, die Retcons. Retcon steht dabei für "Retroactive Continuity" und meint nachträgliche Änderungen an der Kontinuität.

Batman ist mittlerweile seit 1939 und damit 78 Jahre unterwegs, weswegen es hier ein paar mal nötig war, sogenannte Retcons durchzuführen, manches mal, aber es auch einfach gemacht wurde, weil es den Autoren so einfacher war, ihre Geschichten zu erzählen.

Man hätte natürlich auch die Geschichte chronologisch fortführen können und irgendwann einen der Robins als Batmans Nachfolger präsentieren können. Und tatsächlich wurde das auch schon versucht, aber Comicleser sind ein seltsames Volk, das zwar einerseits immer schimpft, dass es immer das selbe sei, aber noch viel mehr schimpft, wenn sich dann doch etwas ändert.

Da es aber seltsam anmuten würde, einen ca. 100jährigen Batman zu haben ist es daher wie gesagt nötig, ab und an etwas an der Kontinuität zu ändern, oder so alle 20 - 30 Jahre das Universum direkt neu zu starten, also einen sog. Reboot zu machen. Das wurde ein paar mal bereits gemacht und teilweise wurde die Welt des dunklen Ritter dann doch so ganz nebenher verändert. Die größten Veränderungen will ich hier mal chronologisch auflisten:

Batman tötet nicht

Als Batman im März 1939 in Detective Comics #27 das erste mal debütierte war ihm das Schicksal seiner Gegner noch reichlich egal. Batman hatte hier absolut kein Problem zu töten, oder eine Pistole zu benutzen.
Dies wurde erst im Dezember 1940 in Batman #4 geändert, wo nebenher auch erstmals Gotham City als die Stadt genannt wurde, in der Batman operiert.

Alfred gab es nie

Heute unvorstellbar, aber einerseits wurde Alfred erst 1943 in Batman #16 Teil des Batman-Mythos und 1964 wurde er ab Detective Comics #328 wieder komplett gestrichen, als ob es ihn nie gegeben hätte.
Erst durch die erfolgreiche TV-Serie mit Adam West von 1966, in der Alfred noch dabei war, wurde er aufgrund seiner dortigen Beliebtheit wieder zurück gebracht.

Alles auf 0

Im Jahr 1985 beschloss man bei DC einen radikalen Schnitt und es folgte der erste große Reboot mit dem Event "Crisis on Infinite Earths".
Viele Schlüsselelemente bei Batman wurden beibehalten, vieles jedoch auch wieder gestrichen und neu erzählt.
Batman bekam eine komplett neue Herkunftsgeschichte von Frank Miller geschrieben, die sich zwar in groben Zügen an der bisher bekannten orientierte, diese aber noch erweiterte. Direkt im Anschluss wurde auch die Geschichte, wie Dick Grayson den Robin-Mantel aufgab nochmals neu erzählt und Jason Todd wurde verändert eingeführt.
War er zuerst eine fast 1:1 Kopie von Dick Grayson, änderte man nun seinen Charakter grundlegend, damit er sich deutlicher von Dick unterschied.
Auch gab es nun mit Barbara Gordon nur noch ein Batgirl, da Bette Kane in der neuen Kontinuität nie Batgirl war, selbes galt für Tante Harriet und Batwoman die hier nie existierten.

Batman benutzt Waffen

1987 erschien in Detective Comics #575 - #578 die Storyline "Batman: Year Two" in der Batman nicht nur eine Waffe benutzte, nein, es war die Waffe mit der seine Eltern getötet wurden und er arbeitete mit Joe Chill, dem mutmaßlichen Mörder seiner Eltern zusammen.
Wie man sich denken kann, wurde diese Storyline jedoch nicht lange danach wieder aus dem Kanon gestrichen.

Bat-Girl und Batwoman gab es doch

Autor Gran Morrison dessen Batman Run im September 2006 in Batman #655 begann und im September 2013 in Batman Incorporated Vol. 2 #13 endete war ein großer Fan des Silver Age, weswegen er nachträglich die Charaktere des ersten Bat-Girl und das erste Batwoman (mittlerweile gab es bereits eine neue) wieder in die offizielle Kontinuität zurück brachte.
Neben einigen anderen Charakteren der damaligen Zeit wie z.B. Doctor Hurt.

Batman hat einen Sohn

Ebenfalls in den Morrison-Run fällt Damian Wayne, der Sohn von Batman und Talia al Ghul. Morrison griff dabei die bis dato nicht als Kanon geltende Storyline "Batman: Son of the Demon" aus dem Jahr 1987 wieder auf, wo Bruce mit Talia ein Kind zeugte und machte diese damit nachträglich zum Kanon.

Und wieder (zumindes fast) auf 0

2011 dachte sich DC, dass es nach 25 Jahren Zeit für einen erneuten Reboot wäre und so startete man die New 52, die das DC Universum größtenteil auf 0 setzten. Bei Batman und Green Lantern jedoch nur zum Teil. Vieles blieb beim alten, einiges aber auch nicht.
So wurde z.B. der Riddler wieder zum Gegenspieler Batmans, nachdem er in der alten Kontinuität zum Schluss ein Reporter und Informant war. Die wichtigste Veränderung war jedoch, dass Batman plötzlich wieder Anfang 30, statt über 50 war und auch das Alter vieler andere Charaktere wieder verjüngt wurde und Bruce Wayne war auch wieder der alleinige Batman, nachdem er sich diese Position zuvor mit Dick Grayson teilte. Azrael gab es in der neuen Kontinuität nie, weswegen dieser auch nie Batman war.

Es gab nur ein Batgirl und eine Batwoman

Die New 52 legten fest, dass nur Barbara Gordon jemals Batgirl war und da sie mittlerweile von ihrer Verletzung geheilt war, war sie auch als solches wieder unterwegs.
Alle vorherigen Batgirls, wie Bette Kane, Helena Bertinelli, Cassandra Cain, oder Stephanie Brown gab es nie. 
Ebenfalls gab es mit Kate Kane (der zweiten Batwoman) nur noch eine Person, die jemals Batwoman war.

Es gab nur drei Robins

Ursprünglich gab es fünf Robins: Dick Grayson, Jason Todd, Tim Drake, Stephanie Brown und Damian Wayne.
Nun nur noch drei und zwar Dick Grayson, Jason Todd und Damian Wayne.
Stephanie Browns Existenz wurde komplett gestrichen und Tim Drake operierte von Anfang an unter seiner Identität als Red Robin.

Zero Year

Auch die bisherige Batman Origin wurde mit der Storyline "Zero Year" umgeschrieben. Diese neue Herkunftsgeschichte verband Elemente von Frank Miller's "Year One" mit der ursprünglichen Geschichte, die damals von Bob Kane und Bill Finger für Batman geschaffen wurde.

Das alte DC Universum existiert parallel weiter

Da viele Fans mit den Änderungen aus dem New 52 nicht zufrieden waren, brachte DC einige Figuren verändert wieder zurück, wie Stephanie Brown, die nun aber ausschließlich Spoiler war, Cassandra Cain, die hier ausschließlich die Identität von Orphan hatte, oder auch Azrael, der hier aber nie Batman war.
DC ging jedoch sogar noch einen Schritt weiter und hielt sich mit der Convergence-Storyline ein Schlupfloch offen, indem man sagte, dass alte DC Universum existiert weiterhin in einer Parallelwelt.

Es gibt drei Joker

Noch gar nicht so lange her, genau genommen erst letztes Jahr in Justice League Vol. 2 #50 wurde enthüllt, dass es mehr als einen Joker gibt und zwar gibt es drei Personen, die unter dieser Identität unterwegs sind.
Wie so üblich beim Joker weiß man jedoch noch nicht mehr darüber.

Bruce Wayne versuchte sich mit 10 umzubringen

Ein Retcon der nachträglich Bruce Wayne's Geschichte doch etwas ändert, da es bisher immer als Kanon galt, dass die Begegnung mit der Fledermaus ihn dazu inspirierte Batman zu werden.
Hier jedoch reift in ihm der Gedanke nach dem gescheiterten Suizid.

So weit also die wichtigsten nachträglichen Änderungen am Batman-Mythos die mir so eingefallen sind. Bestimmt habe ich dabei einige vergessen. Erwähnenswert ist jedoch hierbei noch, dass ich tatsächlich nur nachträgliche Änderungen berücksichtigt habe. Fortschritte in der Geschichte die sich im Laufe der Zeit ergeben haben, wie z.B., dass Azrael mal Batman war, oder auch, dass Dick Grayson anstelle von Bruce mal Batman war, habe ich hierbei nicht berücksichtigt, da es sich dabei ja um keine Retcons handelte.

So und da wir den 01. August und 31° C haben, werd ich jetzt aber mal schauen, dass irgendwo ein kühles Nass finde!

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