Freitag, 25. August 2017

Anime und Manga - Oder auch: Das entstehen, erkalten, sowie wieder leichte aufflammen einer Liebe


Ich hatte es ja in diversen Postings schon mal anklingen lassen, dass ich früher ein riesiger Fan der japanischen Zeichnen- und Animationskunst war, mittlerweile jedoch nicht mehr so viel damit anfangen kann.

So dachte ich mir, es wird Zeit mal darauf einzugehen, warum dem so ist und wie es dazu kam.

Heidi - Ein Anime
Wenn ich so zurück denke, war ich eigentlich schon zu meiner Kindheit ein großer Fan der Animes die man hier so im TV sah, jedoch ohne mir bewusst zu sein, dass es Animes waren und prinzipiell mochte ich als Kind auch alle sonstigen Zeichentrickserien, weswegen man das noch nicht wirklich zählen kann.
Es war erst als ich ein etwas älteres Kind war, so um die 10/11 herum, dass ich unbewusst tatsächlich die Serien, die aus Japan stammten, irgendwie lieber schaute als die westlichen Pendants.
Dazu gehörten damals Serien wie "Die Schatzinsel", "Robin Hood", "Rock'n Cop", natürlich auch "Saber Rider" und noch einige weitere. Jedoch war mir auch hier noch nicht bewusst, dass es Animes waren, aber der Trend ging definitiv in die Richtung.
Rock'n Cop
Ein weiteres Indiz dafür, dass es mir die japanische Animationskunst angetan hatte, war auch, als in Gaming-Magazinen der damaligen Zeit Specials über Animes drin waren und diese mich doch immer sehr begeistern konnten.
Eines dieser Specials ist schuld daran, dass bis heute "Tokyo Babylon" einen besonderen Platz in meinem Fan-Herz hat.
Spätestens dann, ich war wohl 12, oder 13 zu dem Zeitpunkt, las ich auch zum ersten mal die Begriffe "Manga" und "Anime".
Da es aber somit auch das Alter war, wo die Pubertät so richtig los ging, verlagerten sich meine Interessen auch erstmal in andere Richtungen.

Bubblegum Crisis
Aber als ich so 15/16 um den Dreh herum war, begann mein Interesse daran wieder zu steigen. Weswegen genau vermag ich dabei allerdings nicht zu sagen. Damals liefen Serien wie "Sailor Moon", "Pokémon", "Dragonball", oder "Digimon" im TV und tatsächlich war es fast ein fester Ritus, dass ich nach der Schule diese Serien schaute.
Gleichzeitig begann zu dieser Zeit auch Vox diverse Animes im Nachtprogramm zu senden, wo dann Sachen wie "Plastic Little", "Street Fighter II V", "Armitage III" oder "Bubblegum Crisis" liefen.

Und vor allem die Vertreter aus dem Cyberpunk-Genre haben es mir dann ja wirklich angetan.
Seitdem ich zum ersten mal mit Blade Runner in Berührung kam, war ich ein absoluter Cyberpunk Fan und speziell bei Manga und Anime gab es, zumindest damals, wirklich viel davon.

Armitage III
Mittlerweile war ich wirklich ein Fan von Manga und Anime, wobei, bisher eher nur Anime, denn Manga hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine.
Ich wollte mehr über meine neue Leidendschaft erfahren, mich auch gerne austauschen. Da ich jedoch aus einer Kleinstadt kam und genau genommen sogar aus einem der umliegenden Dörfer, war es damals relativ schwierig gleichgesinnte zu finden. Ich hatte zwar auch Leute in meinem Freundeskreis, die dem etwas aufgeschlossener waren, aber für gewöhnlich wurde man damals als 16jähriger Jugendlicher, der sich japanische Trickserien ansah eher schief angeschaut.
Den Begriff "Manga", sofern sie ihn kannten, assoziierten die meisten Leute damals entweder mit "Zeichentrickporno aus Japan" (was wohl daran lag, dass Animes eben nicht nur für Kinder waren und es somit auch deutlich freizügigere Filme gab), oder eben, auch wenn sie den Begriff nicht kannten, mit Kinderzeugs.
Wenn ich daher die Möglichkeit hatte, irgendwo ins Internet zu gehen (es war Ende der 90er, da war es noch nicht Standard, dass quasi jeder Internet zu Hause hatte), nutzte ich das auch, um in Chat-Rooms mit Leuten in Kontakt zu kommen, oder mich anderweitig über das Thema zu informieren.

Ein weiterer wichtiger Besuzugspunkt war damals die "AnimaniA", eine Fachzeitschrift zu dem Thema. Das war für mich damals einfach nur toll, was ich da alles über Anime und Manga erfuhr und durch die Leserbriefe dann auch von anderen mitbekam, die mein Hobby teilten.
So erfuhr ich schließlich auch, dass "Dragonball" eine Fortsetzung hatte mit "Dragonball Z", die es jedoch aktuell noch nicht auf Deutsch gab. Was es hingegen gab, war die Manga-Vorlage, die schlicht nur "Dragonball" hieß und so kam es, dass ich in einem Buchladen in Linz mir zwei Ausgaben davon holte. Damit war also auch mein Einstieg in die Welt der Manga passiert, da ich nicht lange darauf auch in meiner Heimatstadt entdeckte, wo man dort Manga kaufen konnte.

Dragonball Manga
Wirklich aktiven Kontakt zu anderen Fans hatte ich währenddessen immer noch nicht, das passierte dann erst Ende 2000 als wir auch Zuhause endlich einen eigenen Internetanschluss hatten.
Schnell suchte ich Webseiten und Chat-Rooms dazu auf und schließlich landete ich im Forum der Webseite Dragonballz.de. Es begann eine Zeit, ich war mittlerweile 17, fast 18, in der meine sozialen Kontakte zu meinen realen Freunden stark zurück gingen und ich fast nur noch Online war.
Viele würden jetzt vielleicht sagen, was war das damals für eine Verschwendung, aber ganz ehrlich, ich denk gern an die Zeit zurück, es war super.
Ich konnte mein Hobby jetzt so richtig schön mit anderen teilen und zu manchen der Leute davon entwickelte sich sogar eine richtige Freundschaft, da man ja auch begann sich auf Foren-Treffen irgendwann persönlich zu treffen. Und manche dieser Freundschaften halten z.T. bis heute. Tatsächlich traf ich erst vor zwei Wochen wieder ein paar der Leute von damals, was mich wohl auch etwas zum Schreiben dieses Posts inspiriert hat, da dort eben auch die Frage aufkam, wer denn noch großartig Animes schaue.

Akira
Jedenfalls waren die Jahre 2000 - 2004 meine Hochzeit des Anime/Manga-Fantums. Es war in diesen Jahren, dass ich Klassiker wie "Akira", "Ghost in the Shell", oder "Neon Genesis Evangelion" gesehen habe und mein Bücherregal irgendwann quasi nur noch aus Manga bestand, von denen damals speziell neben "Dragonball", auch noch "X" und "Angel Sanctuary" zu meinen absoluten Favoriten zählten.
Damals entdeckte ich auf dem polnischen Sender RTL7 auch, dass dort "Dragonball Z" lief, noch ehe es im deutschen TV lief. Ich verstand zwar kein Wort, aber da ich die Story aus den Manga kannte, war das kein Problem, zumal ich eh nie so der Fan der Anime Adaption war, die sich viel zu sehr in die Länge zog.
Dennoch halte ich es für erwähnenswert, dass es die damalige Community des Dragonballz.de Forums war, welche eine Petition startete, die sie an RTLII schickte, um "Dragonball Z" auch im deutschen TV zu bringen.
Ob es nun wirklich an uns lag, oder RTLII das eh vorhatte, weiß ich nicht, aber ich denke dennoch gerne, wir hätten was damit zu tun gehabt.
Mein Engagement für die Szene ging sogar soweit, dass ich mich als Moderator in Foren eingagierte und mit Namek.de und Nagisa.de (beide nicht mehr existent) sogar zwei Webseiten zu "Dragonball" und "Neon Genesis Evangelion" hatte.

Angel Santuary
Tolle Zeit für mich, wie gesagt. Wie aber nun kam es dazu, dass ich irgendwann auf all das keine Lust mehr hatte?
Das mag jetzt wie elitäres geschwurble klingen, aber die Szene wurde einfach irgendwann zu groß und das wirkte sich, zumindest in meinen Augen, negativ aus.

Als ich Ende der 90er bewusst ein Anime/Manga Fan wurde, war das noch eine kleine, fast familiäre Gemeinschaft und was es damals als Manga, oder Anime zu uns schaffte, waren sehr oft wirklich gute Sachen, besonders aus dem von mir geliebten Cyberpunk Genre.
Das war auch noch Anfang der 2000er so, als ich die ersten Schritte im Netz unternahm. Doch die 2000er waren auch die Zeit, als das Internet im deutschsprachigen Raum allgemein durchstartete und fast zeitgleich begann plötzlich auch der Anime und Manga Boom.

Dominant auf dem Markt
Man möchte ja denken, dass einen das nur freuen kann, weil mehr Fans = mehr Gleichgesinnte und gleichzeitig bedeutet es auch, dass mehr Sachen aus Japan zu uns rüberkommen.
Und Anfangs freute mich das auch noch, aber die vielen neuen Fans die hinzu kamen, waren häufig dann irgendwelche 12 - 14jährigen Mädchen und das wirkte sich eben genau negativ aus.
Klar gab es früher auch schon jüngere Leute, aber eben auch viel ältere. Das wirkte sich qualitativ sowohl auf die Szene selbst, als auch auf die Nachfrage auf, was bei uns erschien.

Wurde noch gesammelt
Denn mit einer überwiegenden Mehrheit von pubertierenden Mädchen war man nicht nur auf unterschiedlichen Wellenlängen, sondern diese brachten auch eine unschöne Veränderung auf dem Markt mit sich.
Zwar erschienen mehr Manga und Anime als jemals zuvor, aber in der Mehrzahl waren es irgendwelche seichten, anspruchslosen Liebesgeschichten.
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass junge Mädels ausschließlich sowas lesen, aber es war eine tatsächliche Veränderung auf dem Markt, die dadurch passierte.
Und da ich ja selber auch nicht jünger wurde, ging diese Schere von Jahr zu Jahr weiter auseinander, was bei mir irgendwann dazu führte, dass ich nur bereits begonnene Serien weiter sammelte, aber mich ganz schwer tat, neuen Serien eine Chance zu geben. So mag ich vielleicht die ein, oder andere Reihe auch zu Unrecht vorverurteilt haben, aber meine Freude an diesem ehemals heißgeliebten Hobby war einfach dahin, bis ich ab 2008 gar keine neuen Manga mehr kaufte und auch kein Interesse an irgendwelchen Animes mehr hatte.
Lediglich um 2010, oder 2011 herum kam nochmal kurzes Interesse auf, als ich die Neuerzählung von "Neon Genesis Evangelion", mit dem Titel "Rebuild of Evangelion" sah. Das wars aber auch. Ich sahs, fands gut, aber neues Interesse konnte es bei mir nicht erwecken.

So verstaubten und vergilbten meine Manga also vor sich im Regal dahin, bis ich mich sogar dazu entschied, welche davon zu verkaufen und zu verschenken und die, die ich nicht los wurde, packte ich irgendwann als "Free to take" an den Strassenrand und hob mir nur noch die Serien auf, zu denen ich eine spezielle emotionale Bindung hatte.

Ergo Proxy - Eine ziemlich gute Serie
Das häts dann auch gewesen sein können, wars aber nicht, denn letztes Jahr, ich weiß gar nicht mehr genau warum eigentlich, schaute ich mir mal wieder "Bubblegum Crisis" an und irgendwie merkte ich dabei wieder, was ich damals eigentlich so daran mochte.
Während ich irgendwann dachte, ich könnte allgemein mit Manga und Anime nichts mehr anfangen, hab ich dann erst bewusst gemerkt, dass ich einfach nur der Szene entwachsen war, es aber tatsächlich, speziell wenn man seinen Blick nach Japan richtet, weiterhin wirklich gute Veröffentlichungen gibt, die es wert sind, einen Blick darauf zu werfen.
Ich werde wahrscheinlich nie wieder so ein Riesenfan werden, wie früher, aber tatsächlich landet mittlerweile gelegentlich mal wieder eine Anime Blu-Ray in meiner PS4. :)

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